"Wie im Paradies"

Von Lukas Philippi (epd)

Inzwischen ist es legendär und viele kommen zum wiederholten Mal: Wenige Tage vor Weihnachten veranstaltet der Musiker und Entertainer Frank Zander in Berlin ein Fest für Obdachlose. Am Montag ist es wieder soweit.

22. Dezember 2014. Berlin (epd). "Es ist wie im Paradies": Maria Magdalena S., Rentnerin, Anfang 60, rot gefärbte Haare, hat sich zum wiederholten Mal einen Platz bei der begehrten Weihnachtsfeier für Obdachlose in Berlin gesichert. "Ich gehe wegen der Atmosphäre hin." Rund 2.800 Menschen erwartet der Musiker und Entertainer Frank Zander ("Hier kommt Kurt", "Ich trink' auf Dein Wohl, Marie") am Montag im Berliner Estrel Hotel, eines der größten in Europa, zu Gänsebraten, Rotkohl und Knödeln.

Unterstützt wird er wie jedes Jahr von zahlreichen Musikerkollegen, die für die Bühnenshow sorgen, und Prominenten aus Sport, Fernsehen, Politik und Kirchen. Sie geben an mehr als 200 Tischen die Bedienung. In diesem Jahr lädt Zander, inzwischen 72 Jahre alt, zum 20. Mal die Berliner Obdachlosen ein. Möglich machen es zahlreiche Sponsoren sowie die kirchlichen Hilfswerke Diakonie und Caritas.

Um einen Platz an einem der Tische zu ergattern, sind bereits in der Vorwoche gelbe Einlassbändchen verteilt worden unter anderem an der Zentralen Beratungsstelle für Wohnungslose in Berlin-Moabit. Hunderte harrten dafür mehrere Stunden lang in der Kälte aus, um dabei sein zu können.

Wie etwa Uli F.. Der 62-Jährige aus dem Berliner Wedding hat zwar eine Wohnung, ist aber schon zum 15. Mal bei Zanders Fest dabei. "Wir gehen dahin, um uns zu amüsieren", sagt er auf die Frage, warum er zu der Obdachlosenfeier geht. Waltraud G., "60 plus" und von Grundsicherung lebend, wird etwas genauer: "Es gibt da arme und ganz arme Menschen. Das Zusammensein ist ehrlicher als auf jeder anderen Feier - es ist sehr rein", sagt die sorgfältig zurechtgemachte Frau, und nimmt noch einen letzten Löffel vom Eintopf, der für die Wartenden in der Schlange ausgeteilt wird.

Von der Obdachloseneinrichtung in Moabit fahren am Montag zahlreiche Doppeldeckerbusse der BVG zum Estrel-Hotel ab. Auf der Anzeigetafel steht dann als Zielort: "Weihnachten mit Frank Zander!" Wie in den Vorjahren wird der Entertainer am Eingang stehen und möglichst allen Gästen die Hand schütteln. Seine persönliche Zuwendung ist inzwischen legendär und nimmt Zander auch regelmäßig emotional mit, wie er zugibt.

Das kommt auch bei den Menschen an, für die er das Fest veranstaltet. Eine junge Frau, Anfang 30, Epileptikerin, will mit ihrer 70-jährigen, schwer kranken Mutter hingehen: "Das ist eine Atmosphäre wie in einer Familie. Alle sind per Du. Einmalig, was Frank Zander da macht."

Begonnen hat der Musiker damit vor 19 Jahren. Bei der ersten Veranstaltung 1995 kamen 250 Gäste ins Schloss Diedersdorf südlich von Berlin. Inspiriert wurde Zander damals von Bruce Springsteen, der in seiner Heimat zur Präsentation seiner neuen CD nicht die üblichen Promis und Medienvertreter, sondern die ärmsten der Armen eingeladen hatte. Zanders erste Weihnachtsfeier mit Obdachlosen sollte eigentlich auch eine Record Release Party werden. Doch dann entschied er sich, das Fest ausschließlich den Obdachlosen zu widmen.

Seither nehmen jedes Jahr mehr Bedürftige an der Feier teil. In diesem Jahr wird Zander von rund 250 Helfern unterstützt. Prominente Freiwillige sind unter anderen Box-Legende Axel Schulz, Schlagersänger Jürgen Drews, Rocksängerin Nina Hagen, TV-Moderator Wolfgang Lippert, die Politiker Cem Özdemir (Grüne), Heinz Buschkowsky (SPD), Gregor Gysi (Linke), Innensenator Frank Henkel (CDU) und Berlins Kulturstaatssekretär Tim Renner (SPD). Außerdem werden die Berliner Diakonie-Chefin Barbara Eschen und ihre Vorgängerin Susanne Kahl-Passoth dabei sein.

Sie werden auch dafür sorgen, dass die Gäste von Zander mit nützlichen Geschenken wie warmen Kleidern, Schlafsäcken und anderen Dingen versorgt werden. Es gehe darum, zu Weihnachten etwas mit anderen zu teilen, betont Zander im Vorfeld. Alle Beteiligten könnten sich auf glückliche Gesichter freuen, heißt es in der Einladung.