15.07.2020
Berlin (epd). Die Denkmalschutzorganisation "World Heritage Watch" hat die Türkei aufgerufen, die Hagia Sophia in Istanbul nicht zur Moschee, sondern zum gemeinsamen Gebetshaus für Christen und Muslime zu machen. Eine solche Gebetsstätte für die beiden Religionen, "die zum selben Allmächtigen beten, wäre in der Tat der einzig glaubwürdige Weg, die Rolle der Hagia Sophia als Symbol für interreligiöse Brüderlichkeit und Frieden zwischen den Weltkulturen zu bestätigen und fortzusetzen", heißt es in einer am Dienstag in Berlin veröffentlichten Erklärung. Die geplante Umwandlung der früheren antiken christlichen Kirche von einem Museum in eine Moschee hat international Kritik ausgelöst.
Die Ursprünge und die gesamte Geschichte der Hagia Sophia müssten angemessen respektiert werden, erklärte "World Heritage Watch" weiter: "Nie zuvor hat die Welt solche Symbole mehr gebraucht, und die Geschichte wird diejenigen ehren, die, anstatt Spaltung zu schaffen und sich Feinde zu machen, Größe zeigen, indem sie Frieden schaffen."
Die Hagia Sophia wurde als "Kirche der göttlichen Weisheit" im Jahr 537 geweiht und war fast ein Jahrtausend lang die christliche Hauptkirche Konstantinopels. Als die Osmanen 1453 die Stadt eroberten, wurde sie zur Moschee umfunktioniert. 1935 wurde sie in ein Museum umgewandelt. Das Gebäude ist als Teil der Altstadt von Istanbul seit 1985 Unesco-Weltkulturerbe. Sowohl Christen als auch Muslime erheben Anspruch auf die ehemalige Kirche.