Zentralrat der Muslime kritisiert Al-Nur-Prediger scharf

06.02.2015

Extremismusexperte Mansour ruft Muslime zu modernerem Frauenbild auf

6. Februar 2015. Berlin (epd). Die frauenfeindliche Predigt eines Imams in der Berliner Al-Nur-Moschee stößt in muslimischen Kreisen weiter auf heftigen Widerspruch. Es sei "indiskutabel, was dieser sogenannte 'Imam' von sich" gebe, sagte der Vorsitzende des Zentralrates des Muslime, Aiman Mazyek, am Donnerstag dem Portal Zeit Online. Der Extremismusexperte Ahmad Mansour rief Muslime zu einer Distanzierung von der Predigt auf.

 

In Deutschland werde dringend eine Imamausbildung benötigt, deren Strukturen und Standards der Verfassung und der islamischen Theologie entsprechen, betonte Mazyek. Leider könne sich jedoch derzeit "jeder unqualifizierte Macho" als Imam bezeichnen, "in einer Hinterhofmoschee predigen" und dort auch Frauen herabwürdigen.

 

Im Islam gebe es die klare Festlegung, dass der beste Ehemann derjenige sei, "der seine Ehefrau am besten behandelt", betonte Mazyek: "Jeder Muslim, der dies als Maßstab nimmt, wird für solche Macho-Imame nur ungläubiges Kopfschütteln übrig haben."

 

Der Psychologe Mansour forderte eine innermuslimische Auseinandersetzung mit Äußerungen wie denen des Imams in der Al-Nur-Moschee. Andere Gemeinden sollten sich "davon klar distanzieren" und eine Debatte über diese Predigt führen, sagte Mansour der Berliner "tageszeitung" (Donnerstagsausgabe): "Das vermisse ich häufig, auch in diesem Fall."

 

Gerade beim Thema Frauenrechte sei es wichtig, dass sich die Gemeinden, aber auch die Eltern zu Hause für die Vermittlung anderer Geschlechterbilder engagieren, betonte Mansour mit Blick auf den zehnten Todestag von Hatun Sürücü am Samstag: "Predigten wie diese verbreiten genau das Frauenbild, das hinter solchen Morden steht." Die Berlinerin Hatun Sürücü war 2005 wegen ihrer selbstständigen und westlichen Lebensweise von ihrem Bruder erschossen worden.

 

In vielen Moscheen Berlins könnte eine Predigt wie die des Imams Abdel Meoz Al-Eila nicht gehalten werden, weil die meisten Gemeinden wüssten, auf wieviel Empörung solche Predigten stoßen, sagte Mansour, der als Sohn arabischer Israelis in Israel aufgewachsen ist und seit 2004 in Berlin lebt. Die zugrundeliegenden Rollenbilder seien jedoch weit verbreitet.

 

Der ägyptische Imam Al-Eila hatte im Januar in seiner Predigt Frauen jegliches Selbstbestimmungsrecht über ihren Körper und ihre Lebensführung abgesprochen. Die Al-Nur-Moschee hat inzwischen angekündigt, den Imam dort nicht mehr predigen zu lassen. "Jetzt im Nachhinein so zu tun, als habe man das nicht gewollt, ist unglaubwürdig", sagte Mansour zu dieser Ankündigung. Die kritisierte Predigt sei bei weitem nicht die erste umstrittene Predigt in dieser Moschee gewesen.

 

Solche Predigten könnten zur Radikalisierung junger Muslime beitragen, betonte Mansour: "Man kann sagen, dass eine Gemeinde wie die Al-Nur-Moschee Radikalisierung begünstigt." Das Frauenbild, das der umstrittene Imam vermittle, sei "absolut gängig bei radikalen Salafisten, das ist kein Einzelfall". Die Moschee gehöre zu einem Kreis von etwa zehn Gemeinden in Berlin, in denen Jugendliche mit solchen Radikalisierungstendenzen auf Angebote treffen, die diese verstärken wie die Predigt des ägyptischen Imams.

 

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