Die EU strebt die Dreisprachigkeit für ihre Bürger an: Muttersprache, Fremdsprache und Regional- oder Minderheitensprache. Mehrsprachig aufzuwachsen, führt dazu, dass die analytischen Fähigkeiten ausbaut, weitere Sprachen leichter erlernt und das Fremdwortverständnis gestärkt wird. Dies gilt also auch für die Regionalsprache Plattdeutsch. Die plattdeutsche Sprache kann dazu beitragen, die regionale Identität zu stärken. In einigen Bereichen spielt das Plattdeutsche eine besondere Rolle: Menschen, deren Muttersprache Plattdeutsch ist und die an Demenz erkrankt sind, vergessen häufig die später erlernte Sprache Hochdeutsch. Die Ansprache auf Plattdeutsch kann helfen, Erinnerungen wachzurufen.
Da das Plattdeutsche regional sehr unterschiedlich ist, gibt es auch keine einheitliche Rechtschreibung. Allerdings hat sich für das Nordniedersächsische die Rechtschreibung nach Johannes Sass durchgesetzt. Diese wird beispielsweise auch in den Schulen und in den Medien verwendet. In Mecklenburg-Vorpommern wird die Rechtschreibung nach Renate Herrmann-Winter verwendet und in Ostfriesland gelten die Regeln von Otto Buurmann.
Die alten Sachsen hatten unterschiedliche Stämme, die sich auch sprachlich unterschiedlich voneinander entwickelten, z. B. die Westfalen und die Ostfalen, die Holsten und die Engern und später (als „koloniale“ Gruppen) die Ostfriesen, die Schleswiger und die Mecklenburger usw. Es gibt fünf große Dialektgebiete des Niederdeutschen: Nordniedersächsisch, das in Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen, Nordniedersachsen und in Teilen Westniedersachsens gesprochen wird, Mecklenburgisch, Ostfälisch, Westfälisch und das Ostfriesisch.
Plattdeutsch wird in Schleswig-Holstein, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Bremen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg gesprochen.
Durch die Europäische Sprachencharta ist Plattdeutsch in den acht Ländern geschützt, aber natürlich gibt es auch außerhalb des Sprachgebietes Sprecherinnen und Sprecher. Ebenso existieren auf der ganzen Welt plattdeutsche Sprachinseln (z. B. die Pomeranos in Brasilien), die sich durch Auswanderung von Plattsprecherinnen und Plattsprechern ergeben haben.
Die letzte Untersuchung, die das Institut für niederdeutsche Sprache und das Institut für Deutsche Sprache im Jahr 2016 durchgeführt haben, zeigte:
15,7% der Befragten gaben an, gut oder sehr gut Plattdeutsch zu sprechen. Damit ist die Zahl der Plattsprecher ist in den letzten 10 Jahren stabil geblieben.
Es gibt große Unterschiede zwischen den Bundesländern: Am höchsten ist die aktive Sprachkompetenz in Schleswig-Holstein (24,5 %) und Mecklenburg-Vorpommern (20,7 %). In Brandenburg ist sie mit 2,8 % am geringsten.
Die passive Sprachkompetenz (Verstehen) ist deutlich höher als die aktive.
Ob jemand Plattdeutsch sprechen kann, hängt stark mit dem Alter zusammen: Die größte Gruppe der Plattsprecher*innen sind die über 80-Jährigen.
Die Mehrheit aller Befragten spricht sich dafür aus, dass mehr für Plattdeutsch getan werden sollte. Sie sehen vor allen Dingen Bildungseinrichtungen, kulturelle Einrichtungen sowie die Politik in der Pflicht.
Durch zahlreiche Angebote in Kindertagesstätten und Schulen lernen zunehmend auch wieder die Jüngsten Plattdeutsch.
Quelle: Status und Gebrauch des Niederdeutschen 2016 / Institut fürniederdeutsche Sprache e.V – ins-bremen.de
Beide Begriffe bezeichnen die Sprache. Niederdeutsch wird mehr in wissenschaftlichen Kontexten verwendet, wogegen Plattdeutsch im Alltag gebräuchlicher ist. Häufig ist auch die kürzere Variante: „Ik snack Platt“ zu hören.
Plattdeutsch hat im Gegensatz zu allen anderen Mundarten des Deutschen die zweite hochdeutsche Lautverschiebung nicht mitgemacht. Dies kennzeichnet aus linguistischer Sicht Plattdeutsch als Sprache. Über die Europäische Sprachencharta ist Plattdeutsch seit 1999 als Regionalsprache geschützt.
Die Berater Linie ist eine geografische Sprachgrenze, 1877 vom Sprachforscher Georg Wenker beschrieben. Sie trennt die hoch- und mitteldeutsche Sprache im Süden von der niederdeutschen Sprache im Norden. Sie verläuft von Aachen über Düsseldorf (mit, dem Ortsteil Benrath), Kassel, Aschersleben, Wittenberg, Fürstenwalde bis nach Frankfurt a. O. Sie wird auch maken/machen-Linie genannt. Um 700 nach Chr. gab es in der germanischen Sprache eine zwei Lautverschiebung vor allem der Konsonanten – u. a. wurde aus dem k ein ch (ik – ich) und aus dem p ein f (schlopen – schlafen). In den Gebieten nördlich der Benrather Linie ist diese Lautveränderung ausgeblieben. Damit ist das Plattdeutsche die ältere Sprachform.
In der Zeit der Hanse war Plattdeutsch die Handelssprache im gesamten Hanseraum. Mit dem Niedergang der Hanse im 16. Jahrhundert verlor auch das Plattdeutsche an Bedeutung. Es wurde zunächst als Schriftsprache sowie nach und nach auch als gesprochene Sprache durch das Hochdeutsche abgelöst.
Martin Luthers Übersetzung der Bibel ins Meißener Kanzleisächsisch, dem späteren Hochdeutsch, trug mit dazu bei, dass die plattdeutschen Sprache (zumindest als Schriftsprache und im Gebrauch bei Hofe und den besseren Herrschaften) durch das Hochdeutsche abgelöst wurde.
Sie war die Sprache der Sachsen, die vor etwa 2000 Jahren im Gebiet des heutigen Holstein lebten und sich im Laufe der nächsten Jahrhunderte etwa bis ins heutige Niedersachen, Sachsen-Anhalt, Ost- und Westfalen ausbreiteten. Im Zuge der Völkerwanderung nahmen sie ihre Sprache auf die britischen Inseln mit.
Die Bands Torfrock und Fettes Brot haben mit plattdeutschen Texte in ihren Songs die Sprache mit aktueller Musik zusammengebracht.
De Fofftig Penns waren Begründer des plattdeutschen Elektro-Hip Hops und erreichten damit besonders Jugendliche und junge Erwachsene. Somit erschlossen sie eine neue Zielgruppe für plattdeutsche Musik.
Norma ist eine junge Singersongwriterin, die auf Plattdeutsch, Hochdeutsch und auf Friesisch singt.
Die Bandbreite an plattdeutschen kulturellen Angeboten ist groß – eine umfassende Übersicht existiert nicht. Bei der Suche empfiehlt sich ein thematischer Einstieg, beispielsweise:
Plattdeutsch blickt auf eine lange Geschichte zurück als Nahsprache wird sie im familiären Umfeld, mit Nachbarn und Freunden verwendet. In manchen Gegenden gehört in kleineren Orten die plattdeutsche Theatergruppe selbstverständlich zum Dorfleben dazu. Plattdeutsch trägt häufig zu einer Identifikation und einer Verbundenheit mit der Region bei.
Plattdeutsch kann man in Form z. B. in Form von Kursen an der Volkshochschule lernen oder mithilfe von Online-Kursen oder Sprachlernbüchern. Es gibt mittlerweile auch Sprachlern-Apps. Direkt im Austausch mit anderen Menschen, den Verwandten oder Bekannten kann man die Sprache anwenden. Auch übers Hören erlernt man eine Sprache gut. Dafür eignen sich Podcasts, Radiosendungen des NDR oder von Radio Bremen bzw. der Besuch von plattdeutschen Theatervorstellungen.
Seit 2014 gehört das Niederdeutsche Theater zum Immateriellen Kulturerbe in Deutschland. Im Sprachengebiet gibt es ungefähr 4.000 aktive Spielgruppen, die von Laiengruppen über semiprofessionelle Gruppen in den drei Niederdeutschen Bühnenbünden bis hin zu zwei professionellen Bühnen reichen. Die zwei professionellen Bühnen sind das Ohnsorg Theater in Hamburg und die Fritz-Reuter Bühne in Schwerin. Viele kleine Gruppen sind oft auf Dörfern zu finden.