Der Heidelberger Katechismus stellt in 129 Fragen und Antworten die gesamte christliche Lehre vor. Benannt nach seinem ersten Druck- und Verlagsort, wo er 1563 erschien, ist der Heidelberger Katechismus heute die Bekenntnisschrift reformierter Kirchen in der ganzen Welt.
Frage 1
Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben?
dass ich mit Leib und Seele, im Leben und im Sterben nicht mein, sondern meines getreuen Heilands Jesu Christi eigen bin, der mit seinem teuren Blut für alle meine Sünden vollkömmlich bezahlt und mich aus aller Gewalt des Teufels erlöst hat und also bewahrt, dass ohne den Willen meines Vaters im Himmel kein Haar von meinem Haupt kann fallen, ja auch mir alles zu meiner Seligkeit dienen muss. Darum er mich auch durch seinen Heiligen Geist des ewigen Lebens versichert und ihm forthin zu leben von Herzen willig und bereit macht.
Frage 2
Wieviel Stücke sind dir nötig zu wissen, dass du in diesem Trost selig leben und sterben kannst?
Drei Stücke: erstlich, wie groß meine Sünde und Elend ist; zum andern, wie ich von allen meinen Sünden und Elend erlöst werde; und zum dritten, wie ich Gott für solche Erlösung soll dankbar sein.
Frage 3
Woher erkennst du dein Elend?
Aus dem Gesetz Gottes.
Frage 4
Was fordert denn das göttliche Gesetz von uns?
Dies lehrt uns Christus in einer Summa Matthäus im 22. Kapitel: Du sollst lieben Gott, deinen Herrn, von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt. Dies ist das höchste und größte Gebot.
Das andre aber ist dem gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. In diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten.
Frage 5
Kannst du dies alles vollkömmlich halten?
Nein; denn ich bin von Natur geneigt, Gott und meinen Nächsten zu hassen.
Frage 8
Sind wir aber dermaßen verderbt, dass wir ganz und gar untachtig sind zu irgend etwas Gutem und geneigt zu allem Bösem?
Ja; es sei denn, dass wir durch den Geist Gottes wiedergeboren werden.
Frage 15
Was für einen Mittler und Erlöser müssen wir denn suchen?
Einen solchen, der ein wahrer und gerechter Mensch und doch stärker als alle Kreaturen, das ist, zugleich wahrer Gott sei.
Frage 18
Wer ist aber der Mittler, der zugleich wahrer Gott und ein wahrer, gerechter Mensch ist?
Unser Herr Jesus Christus, der uns zur vollkommenen Erlösung und Gerechtigkeit geschenkt ist.
Frage 19
Woher weißt du das?
Aus dem heiligen Evangelium.
Frage 21
Was ist wahrer Glaube?
Es ist nicht allein eine gewisse Erkenntnis, dadurch ich alles für wahr halte, was uns Gott in seinem Wort hat geoffenbart, sondern auch ein herzliches Vertrauen, welches der Heilige Geist durchs Evangelium in mir wirkt, dass nicht allein andern, sondern auch mir Vergebung der Sünden, ewige Gerechtigkeit und Seligkeit von Gott geschenkt ist, aus lauter Gnade, allein um des Verdienstes Christi willen.
Von Gott dem Vater
Frage 26
Was glaubst du, wenn du sprichst: Ich glaube an Gott Vater, den Allmächtigen, Schöpfer Himmels und der Erden?
dass der ewige Vater unsers Herrn Jesus Christus, der Himmel und Erde samt allem, was darinnen ist, aus nichts erschaffen, auch dieselben noch durch seinen ewigen Rat und Vorsehung erhält und regiert, um seines Sohnes Christi willen mein Gott und mein Vater ist, auf welchen ich also vertraue, dass ich nicht zweifle, er werde mich mit allem versorgen, was für Leib und Seele nötig ist, auch alles Übel, das er mir in diesem lammertal zuschickt, mir zu gut wenden, weil er"s tun kann als ein allmächtiger Gott und auch tun will als I ein getreuer Vater.
Frage 28
Was für Nutzen bekommen wir aus der Erkenntnis der Schöpfung und Vorsehung Gottes?
dass wir in aller Widerwärtigkeit geduldig, in Glückseligkeit dankbar und aufs Zukünftige guter Zuversicht zu unserm getreuen Gott und Vater sein sollen, dass uns keine Kreatur von seiner Liebe scheiden wird, weil alle Kreaturen also in seiner Hand sind, dass sie sich ohne seinen Willen auch nicht regen noch bewegen können.
Von Gott dem Sohn
Frage 29
Warum wird der Sohn Gottes Jesus, das ist Seligmacher, genannt?
Weil er uns selig macht von unsern Sünden und weil bei keinem andern irgendeine Seligkeit zu suchen noch zu finden ist.
Frage 31
Warum wird er Christus, das ist ein Gesalbter, genannt?
Weil er von Gott dem Vater verordnet und mit dem Heiligen Geist gesalbt ist zu unserm obersten Propheten und Lehrer, der uns den verborgenen Rat und Willen Gottes von unserer Erlösung vollkömmlich offenbart; und zu unserm einzigen Hohenpriester, der uns mit dem einzigen Opfer seines Leibes erlöst hat und immerdar mit seiner Fürbitte vor dem Vater vertritt; und zu unserm ewigen König, der uns mit seinem Wort und Geist regiert und bei der erworbenen Erlösung schützt und erhält.
Frage 32
Warum wirst aber du ein Christ genannt?
Weil ich durch den Glauben ein Glied Christi und also seiner Salbung teilhaftig bin, auf dass auch ich seinen Namen bekenne, mich ihm zu einem lebendigen Dankopfer darstelle und mit freiem gewissen in diesem Leben wider die Sünde und den Teufel streite und hemach in Ewigkeit mit ihm über alle Kreaturen herrsche.
Frage 37
Was verstehst du unter dem Wörtlein gelitten?
dass er an Leib und Seele die ganze Zeit seines Lebens auf Erden, sonderlich aber am Ende desselben, den Zorn Gottes wider die Sünde des ganzen menschlichen Geschlechts getragen hat, auf dass er mit seinem Leiden, als mit dem einzigen Sühnopfer, unsern Leib und unsere Seele von der ewigen Verdammnis erlöste und uns Gottes Gnade, Gerechtigkeit und ewiges Leben erwürbe.
Frage 45
Was nützt uns die Auferstehung Christi?
Erstlich hat er durch seine Auferstehung den Tod überwunden, dass er uns der Gerechtigkeit, die er uns durch seinen Tod erworben hat, könnte teilhaftig machen. Zum andern werden auch wir jetzt durch seine Kraft erweckt zu einem neuen Leben. Zum dritten ist uns die Auferstehung Christi ein gewisses Pfand unserer seligen Auferstehung.
Von Gott dem Heiligen
Frage 53
Was glaubst du vom Heiligen Geist?
Erstlich, dass er gleich ewiger Gott mit dem Vater und dem Sohn ist. Zum andern, dass er auch mir gegeben ist, mich durch wahren Glauben Christi und aller seiner Wohltaten teilhaftig macht, mich tröstet und bei mir bleiben wird bis in Ewigkeit.
Frage 54
Was glaubst du von der heiligen allgemeinen christlichen Kirche?
dass der Sohn Gottes aus dem ganzen menschlichen Geschlecht sich eine auserwählte Gemeinde zum ewigen Leben durch seinen Geist und Wort, in Einigkeit des wahren Glaubens von Anbeginn der Welt bis ans Ende versammelt, schützt und erhält und dass ich derselben ein lebendiges Glied bin und ewig bleiben werde.
Frage 55
Was verstehst du unter der Gemeinschaft der Heiligen?
Erstlich, dass alle und jede Gläubigen als Glieder an dem Herrn Christus und allen seinen Schätzen und Gaben Gemeinschaft haben. Zum andern, dass ein jeder seine Gaben zu Nutz und Heil der andern Glieder willig und mit Freuden anzulegen sich schuldig wissen soll.
Frage 60
Wie bist du gerecht vor Gott?
Allein durch wahren Glauben an Jesus Christus, also dass, obschon mich mein gewissen anklagt, dass ich wider alle Gebote Gottes schwer gesündigt und derselben keines je gehalten habe, auch noch immerdar zu allem Bösen geneigt bin, doch Gott, ohne all mein Verdienst, aus lauter Gnade, mir die vollkommene Genugtuung, Gerechtigkeit und Heiligkeit Christi schenkt und zurechnet, als hätte ich nie eine Sünde begangen noch gehabt und selbst all den Gehorsam vollbracht, den Christus für mich hat geleistet, wenn ich allein solche Wohltat mit gläubigem Herzen annehme.
Frage 61
Warum sagst du, dass du allein durch den Glauben gerecht bist?
Nicht, dass ich wegen der Würdigkeit meines Glaubens Gott gefalle, sondern weil allein die Genugtuung, Gerechtigkeit und Heiligkeit Christi meine Gerechtigkeit vor Gott ist und ich diese nicht anders als allein durch den Glauben annehmen und mir zueignen kann.
Frage 62
Warum können aber unsere guten Werke nicht die Gerechtigkeit vor Gott oder ein Stück derselben sein?
Weil die Gerechtigkeit, die vor Gottes Gericht bestehen soll, durchaus vollkommen und dem göttlichen Gesetz ganz gleichförmig sein muss, aber auch unsere besten Werke in diesem Leben alle unvollkommen und mit Sünden befleckt sind.
Frage 65
Weil denn allein der Glaube uns Christi und aller seiner Wohltaten teilhaftig macht, woher kommt solcher Glaube?
Der Heilige Geist wirkt denselben in unseren Herzen durch die Predigt des heiligen Evangeliums und bestätigt ihn durch den Gebrauch der heiligen Sakramente.
Frage 66
Was sind die Sakramente?
Es sind sichtbare heilige Wahrzeichen und Siegel, von Gott dazu eingesetzt, dass er uns durch den Gebrauch derselben die Verheißung des Evangeliums desto besser zu verstehen gebe und versiegele: nämlich, dass er uns wegen des einzigen Opfers Christi, am Kreuz vollbracht, Vergebung der Sünden und ewiges Leben aus Gnade schenkt.
Frage 69
Wie wirst du in der heiligen Taufe erinnert und versichert, dass das einzige Opfer Christi am Kreuz dir zugut kommt?
Also, dass Christus dies äußerliche Wasserbad eingesetzt und dabei verheißen hat, dass ich so gewiss mit seinem Blut und Geist von der Unreinigkeit meiner Seele, das ist von allen meinen Sünden, gewaschen sei, so gewiss ich äußerlich mit dem Wasser, welches die Unsauberkeit des Leibes hinweg nimmt, gewaschen bin.
Frage 74
Soll man auch die jungen Kinder taufen?
Ja, denn weil sie sowohl als die Alten in den Bund Gottes und seine Gemeinde gehören und ihnen in dem Blut Christi die Erlösung von Sünden und der Heilige Geist, welcher den.Glauben wirkt, nicht weniger als den Alten zugesagt wird, so sollen sie auch durch die Taufe, als Zeichen des Bundes, der christlichen Kirche eingeleibt und von den Kindern der Ungläubigen unterschieden werden, wie im Alten Testament durch die Beschneidung geschehen ist, an deren Statt im Neuen Testament die Taufe eingesetzt ist.
Frage 75
Wie wirst du im heiligen Abendmahl erinnert und versichert, dass du an dem einzigen Opfer Christi am Kreuz und allen seinen Gütern Gemeinschaft hast?
Also, dass Christus mir und allen Gläubigen von diesem gebrochenen Brot zu essen und von diesem Kelch zu trinken befohlen hat zu seinem Gedächtnis, und dabei verheißen: Erstlich, dass sein Leib so gewiss für mich am Kreuz geopfert und gebrochen und sein Blut für mich vergossen ist, so gewiss ich mit Augen sehe, dass das Brot des Herrn mir gebrochen und der Kelch mir mitgeteilt wird; und zum andern, dass er selbst meine Seele mit seinem gekreuzigten Leib und vergossenen Blut so gewiss zum ewigen Leben speist und tränkt, als ich aus der Hand des Dieners empfange und leiblich genieße das Brot und den Kelch des Herrn, welche mir als gewisse Wahrzeichen des Leibes und Blutes gegeben werden.
Frage 81
Welche sollen zu dem Tisch des Herrn kommen?
Die sich selbst um ihrer Sünde willen missfallen und doch vertrauen, dass dieselbe ihnen verziehen und die übrige Schwachheit mit dem Leiden und Sterben Christi bedeckt sei, begehren auch, je mehr und mehr ihren Glauben zu stärken und ihr Leben zu bessern. Die Unbußfertigen aber und Heuchler essen und trinken sich selbst zum Gericht.
Frage 86
Weil wir denn aus unserm Elend ohne all unser Verdienst aus Gnade durch Christus erlöst sind, warum sollen wir gute Werke tun?
Weil Christus, nachdem er uns mit seinem Blut erkauft hat, uns auch durch seinen Heiligen Geist erneuert zu seinem Ebenbild, dass wir mit unserm ganzen Leben uns dankbar gegen Gott für seine Wohltat erzeigen und er durch uns gepriesen werde.
Danach auch, dass wir bei uns selbst unsers Glaubens aus seinen Früchten gewiss seien und mit unserem gottseligen Wandel unsere Nächsten auch für Christus gewinnen.
Frage 115
Warum lässt uns denn Gott so scharf die Zehn Gebote predigen, wenn sie in diesem Leben niemand halten kann?
Erstlich, damit wir unser ganzes Leben lang unsere sündliche Art je länger je mehr erkennen und desto begieriger Vergebung der Sünden und Gerechtigkeit in Christus suchen. Danach, dass wir ohne Unterlaß uns befleißigen und Gott bitten um die Gnade des Heiligen Geistes, dass wir je länger je mehr zu dem Ebenbild Gottes erneuert werden, bis wir das Ziel der Vollkommenheit nach diesem Leben erreichen.
Frage 116
Warum ist den Christen das Gebet nötigt?
Weil es das vornehmste Stück der Dankbarkeit ist, welche Gott von uns fordert, und weil Gott seine Gnade und Heiligen Geist allein denen will geben, die ihn mit herzlichem Seufzen ohne Unterlaß darum bitten und ihm dafür danken.
Frage 120
Warum hat uns Christus befohlen, Gott anzureden: Unser Vater?
dass er gleich im Anfang unsers Gebets in uns erwecke die kindliche Furcht und Zuversicht gegen Gott, welche der Grund unsers Gebets sein soll: nämlich, dass Gott unser Vater durch Christus geworden ist und uns viel weniger versagen will, worum wir ihn im Glauben bitten, als unsere Väter uns irdische Dinge abschlagen.
Frage 123
Was ist die zweite Bitte?
Dein Reich komme, das ist: Regiere uns also durch dein Wort und Geist, dass wir uns dir je länger je mehr unterwerfen, erhalte und mehre deine Kirche, und zerstöre die Werke des Teufels und alle Gewalt, die sich wider dich erhebt, und alle bösen Ratschläge, die wider dein heiliges Wort erdacht werden, bis die Vollkommenheit deines Reiches herzukommt, darin du wirst alles in allen sein.
Frage 125
Was ist die vierte Bitte?
Unser tägliches Brot gib uns heute, das ist: Wollest uns mit allem versorgen, was für Leib und Leben nötig ist, auf dass wir dadurch erkennen, dass du der einzige Ursprung alles Guten bist und dass ohne deinen Segen weder unsere Sorgen und Arbeit, noch deine Gaben uns gedeihen und wir deshalb unser Vertrauen von allen Kreaturen abziehen und allein auf dich setzen.
Frage 127
Was ist die sechste Bitte?
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen, das ist: Weil wir aus uns selbst so schwach sind, dass wir nicht einen Augenblick bestehen können, und dazu unsere abgesagten Feinde, der Teufel, die Welt und unser eigen Fleisch, nicht aufhören, uns anzufechten, so wollest du uns erhalten und stärken durch die Kraft deines Heiligen Geistes, auf dass wir ihnen mögen festen Widerstand tun und in diesem geistlichen Streit nicht unterliegen, bis wir endlich den Sieg vollkömmlich behalten.
Frage 129
Was bedeutet das Wörtlein Amen?
Amen heißt: Das soll wahr und gewiss sein; denn mein Gebet ist viel gewisser von Gott erhört, als ich in meinem Herzen fühle, dass ich solches von ihm begehre.