40 Jahre Kirchenasyl in Deutschland

29.08.2023

Tagung beginnt am 30. August

Zum 40. Todestag des politischen Flüchtlings Kemal Altun im damaligen West-Berlin befasst sich eine Tagung mit dem Thema Asyl und Kirche. Am Mittwoch und Donnerstag stehen in der Berliner Heilig-Kreuz-Kirche Diskussionen, Workshops und Vorträge auf dem Programm, teilte der Verein „Asyl in der Kirche Berlin-Brandenburg“ mit. Der 23-jährige Flüchtling Kemal Altun stürzte sich am 30. August 1983 aus Angst vor einer Auslieferung in die Türkei aus dem Fenster eines Berliner Gerichtssaals. Sein Tod war Anlass für die ersten Kirchenasyle.

Der Vorsitzende von „Asyl in der Kirche Berlin-Brandenburg“, Bernhard Fricke, betonte, Kirchenasyle für Flüchtlinge seien weiter nötig. „Verletzte und verletzliche Menschen zu beraten, zu begleiten, zu unterstützen ist unsere Aufgabe als Mitmenschen und als Christinnen und Christen“, erklärte er. Zum Jubiläum der deutschen Kirchenasylbewegung werden auch Gäste aus Kanada, den USA, Mexiko, Guatemala, Griechenland und Polen erwartet.

Die Vorsitzende der ökumenischen Bundesarbeitsgemeinschaft Asyl in der Kirche und Flüchtlingsbeauftragte der evangelischen Nordkirche, Dietlind Jochims, betonte, weltweit seien derzeit so viele Menschen auf der Flucht wie noch nie. Zugleich würden die EU-Asylpläne zur systematischen Entrechtung Flüchtender und einer noch drastischeren Lage an den europäischen Außengrenzen führen. Die Kirchenasyl-Bewegung trete hingegen für Humanität und das Grundrecht auf Asyl und gegen Abschottung ein.

Das erste Kirchenasyl in Deutschland wurde 1983 von der Berliner evangelischen Heilig-Kreuz-Kirchengemeinde gewährt

Die Tagung "40 Jahre Kirchenasyl" beginnt am Mittwoch, dem 30. August, um 10 Uhr mit einer Kranzniederlegung am Gedenkstein für Kemal Altun in der Hardenbergstraße nahe dem Bahnhof Zoo. Das Tagungsprogramm beginnt um 12 Uhr in der Heilig-Kreuz-Kirche in Berlin-Kreuzberg. Am Abend des ersten Tages soll dort ab 19 Uhr ein Festgottesdienst mit dem Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Christian Stäblein, gefeiert werden. Die Tagung endet am Donnerstag, dem 31. August, um 16.30 Uhr.

Auszug aus der Predigt von Bischof Dr. Christian Stäblein: „Gotteshäuser sind ältester Schutzraum für Menschen, die auf der Flucht sind und um ihr Leben ringen. Seit 40 Jahren steht Asyl in der Kirche für Menschen ein, die in Not, Leid und Traumatisierung einen Weg der Anerkennung suchen. Eine Kirche, die nicht mehr für die einzelnen Menschen in Not und auf der Suche nach Schutz da wäre, würde ihren Auftrag verfehlen und Gottes Geist verlieren. Ich danke allen, die sich in den letzten 40 Jahren für Asyl in der Kirche eingesetzt haben. Sie leisten damit einen Dienst für die Humanität und das menschliche Gesicht unserer ganzen Gesellschaft. - Das Recht auf Asyl überhaupt ist ein unveräußerliches Menschenrecht, es ist nur als Individualrecht vorstellbar. Ich sage das gegen alle aktuellen Versuche, dieses Individualrecht auszuhöhlen.“

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