19.05.2022
Unbekannte haben an der Berliner Gethsemanekirche in Prenzlauer Berg ein Banner mit der Aufschrift „22 ist nicht 89. Wir leben in keiner Diktatur!“ gestohlen. Eine Vermutung, wer es gestohlen haben könnte, habe sie nicht, sagte Gemeindepfarrerin Aljona Hofmann dem „Tagesspiegel“ (Donnerstag). Aus der Gemeinde habe es niemand abgenommen.
„Mitte/Ende März hatten wir es aufgehängt, und jetzt ist das Ding weg“, sagte die Pfarrerin: „Es muss jemand in aller Seelenruhe hingegangen sein, es von den Karabinerhaken gelöst und mitgenommen haben.“ Mit Banner wollte die Gemeinde nach Hofmanns Worten „klar Position beziehen gegen diejenigen, die sagen: 2022 ist 1989.“ „Wir haben schon ein neues Plakat in Auftrag gegeben, mit der gleichen Botschaft“, sagte Hofmann.
An der Kirche finden seit Monaten immer montags Querdenker-Aufzüge statt. Wie die Leipziger Nikolaikirche ist sie ein Symbol der friedlichen Revolution in der DDR vor 33 Jahren und spielte beim Sturz der SED-Diktatur im Herbst 1989 eine bedeutende Rolle. Seit Januar protestiert deshalb eine Initiative Gethsemanekiez aus Anwohnerinnen und Anwohnern gegen die wöchentlichen Aufzüge.
„Ausgesucht haben wir uns das nicht. Aber die Gethsemanekirche hat eben eine große Symbolkraft“, sagte die Pfarrerin. Es gehöre zur Demokratie, dass das Demonstrationsrecht ein hohes Gut sei: „Sie dürfen da stehen, auch wenn wir es nicht gut finden. Aber wenn die Geschichte unserer Kirche von Querdenkenden vereinnahmt wird, werden wir auch das Wort ergreifen.“
(epd)