22.01.2014
Die Berliner Kältehilfe für Obdachlose erlebt durch den Wintereinbruch der vergangenen Tage einen Ansturm auf Notübernachtungsplätze.
22. Januar 2014. Berlin (epd). «In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch haben wir in unserer Notübernachtung 170 Gäste aufgenommen», sagte die Sprecherin der Berliner Stadtmission, Ortrud Wohlwend, am Mittwoch dem Evangelischen Pressedienst (epd). Eigentlich stehen in der Einrichtung am Hauptbahnhof nur 60 Plätze zur Verfügung.
«Um Kältetote zu vermeiden, nehmen wir aber stark über die Kapazitätsgrenzen hinaus auf», sagte Wohlwend. Für die 10 bis 15 Mitarbeiter, die dort jede Nacht im Einsatz sind, sei dies eine große Belastung. Die Stadtmission rief zudem zu Sachspenden auf: «Aktuell brauchen wir insbesondere Unterwäsche, Kaffee, Milch und Handschuhe», sagte Wohlwend. In den vergangenen Nächten sanken die Temperaturen in Berlin weit unter die Null-Grad-Grenze, in den kommenden Nächten werden sogar zweistellige Minusgrade erwartet.
Aktuell stehen pro Nacht durchschnittlich 470 Schlafplätze in 16 Notübernachtungen und 13 Nachtcafes zur Verfügung. Bereits im deutlich milderen Dezember waren die Übernachtungsmöglichkeiten für Obdachlose überbelegt, erklärte die Gebewo - Soziale Dienste Berlin gGmbH, die die Angebote der Kältehilfe koordiniert, auf epd-Anfrage.
Über ein Kältehilfetelefon (030/81 05 60 425) können Bürger hilflose Personen melden. Außerdem sind zwei Kältebusse der Berliner Stadtmission und ein Wärmebus des Deutschen Roten Kreuzes in der Stadt unterwegs. Sie sollen Hilfsbedürftige zu Notübernachtungen bringen.
Auch die von der Stadtmission im Dezember eröffnete Ambulanz am Hauptbahnhof ist in die Kältehilfe eingebunden. Die Krankenschwester der Ambulanz sei mit im Kältebus unterwegs, sagte Wohlwend. «Viele Wohnungslose sind sehr krank und haben nicht mehr die Kraft, ihre Schlafplätze zu verlassen.» Ihnen könne das Personal der Ambulanz vor Ort zumindest notdürftig gegen Erfrierungen helfen.
Wie schon im vergangenen Winter nähmen auch in diesem Jahr wieder viele Obdachlose aus osteuropäischen Ländern die Angebote der Kältehilfe in Anspruch, sagte Wohlwend. Afrikanischstämmige Obdachlose seien jedoch nicht verstärkt in den Einrichtungen anzutreffen.
Die Kältehilfe-Saison dauert noch bis zum 31. März. Im Frühjahr 2013 musste sie wegen des harten Winters verlängert werden. In der vergangenen Wintersaison verzeichneten die Träger der Einrichtungen insgesamt etwa 69.500 Übernachtungen. Die Kältehilfe wird von Kirchengemeinden und Wohlfahrtsorganisationen getragen. Neben Notübernachtungen und Nachtcafés bieten sie auch Suppenküchen und Beratungsangebote an.