Bischof Stäblein: Klimawandel braucht mutige Politik

01.01.2023

Christian Stäblein sieht Veränderungsbedarf in seiner Kirche und hofft auf mutige Politikerinnen und Politiker, wenn es um den Klimawandel geht: „Die Klimakatastrophe zu verhindern, ist die Aufgabe unserer Generation“, sagte Stäblein zum Jahreswechsel dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Bischof Christian Stäblein. Foto: Matthias Kauffmann

epd: Wie schauen Sie auf das Jahr 2022 zurück?

Christian Stäblein: 2022 war ein Jahr mit vielen Krisen, aber auch mit Zeichen der Hoffnung und der Solidarität. Der 24. Februar markiert eine Zeitenwende. An ihm begann der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine, er brachte und bringt unermessliches Leid für die Menschen im Land. Wir haben die Kriegsverbrechen vor Augen. Millionen Ukrainerinnen - es waren ja tatsächlich meist die Frauen mit ihren Kindern - sind geflohen. Es gibt eine unglaubliche Hilfsbereitschaft, gerade auch in Polen, aber auch bei uns. Daran denke ich als Erstes, wenn ich auf das vergangene Jahr blicke: an das Leid des Krieges und an die Menschlichkeit der vielen, die den Geflüchteten halfen und helfen.

Wenn wir zurückschauen, begann das Jahr noch mit Auseinandersetzungen um den richtigen Umgang mit der Pandemie. Die Jahreslosung „Jesus Christus spricht: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen“ haben wir vielfach auf die Pandemie-Bedingungen übertragen. Die Kirchen und ihr Umgang mit der Pandemie, da gibt es vermutlich auch noch einiges aufzuarbeiten. Ich denke, wir waren nicht laut genug für die, die uns brauchten. Nun: Die Jahreslosung hat mit der Aufgabe, den Flüchtlingen die Türen zu öffnen, einen neuen, tieferen Klang bekommen.

epd: Was wünschen Sie sich für das neue Jahr?

Stäblein: Ich wünsche mir, dass der Krieg in der Ukraine aufhört. Ich wünsche mir, dass die Proteste im Iran Erfolg haben und dass die Frauen in Afghanistan am öffentlichen Leben teilnehmen können. Es ist ja so, dass es an so vielen Stellen dieser Welt Krieg, Unterdrückung und Hunger gibt. Manchmal überfordert uns das - die Schicksale, die Bilder, die Nachrichten. Ich wünsche mir, dass wir, da wo wir helfen können, helfen und für die einstehen, die nicht so sicher und frei leben wie wir hier in Deutschland.

epd: Wo sehen Sie für Ihre Kirche den größten Handlungsbedarf?

Stäblein: Wir kennen alle die Meldungen, dass die Kirchen stetig Mitglieder verliert. Dafür gibt es verschiedene Gründe. Einige sind den Kirchen selbst zuzuschreiben, andere haben mit den gesellschaftlichen Entwicklungen zu tun, die wir allgemein beobachten können. Wir als evangelische Kirche müssen uns verändern, um unter den neuen Bedingungen lebendig zu bleiben. Dazu gehört, manche Aufgaben sein zu lassen, andere zu verstärken und neu zu entwickeln.

Aber die Kirche ist kein Selbstzweck, es geht nicht um Selbsterhalt: Es geht darum, Gottes Wort weiterzusagen, von der Menschenfreundlichkeit Gottes in dieser Welt zu reden. Dafür ist die Kirche da. Sie ist nicht irgendeine Großorganisation, sondern sie besteht aus den Menschen, die sich vor Ort engagieren. Gemeinsam erheben wir unsere Stimmen für die, die sonst nicht gehört werden. Dafür brauchen wir Kraft, Mut, Zuversicht. Unsere Strukturen sollen dem nützen, wenn sie es nicht tun, müssen sie dringend umgebaut werden.

epd: Und welche Baustellen müssten von der Politik dringend angegangen werden?

Stäblein: Die ökologische Herausforderung liegt auf der Hand und uns allen vor Augen. Die Klimakatastrophe zu verhindern, ist die Aufgabe unserer Generation. Es braucht riesige und gemeinsame Anstrengungen. Wir wissen das alle, trotzdem scheint es so schwer, in ein wirkliches Umsteuern zu kommen. Hier wünsche ich mir mehr Mut und Entschlossenheit von der Politik. Aber was heißt die Politik? Das Schimpfen und Empören ist mir hier oft zu wohlfeil. Wir sind alle gefragt. Und die allermeisten Politikerinnen und Politiker machen leidenschaftlich und engagiert ihre Arbeit - und bekommen dafür selten Respekt und Anerkennung.

Was an Transformation ansteht, werden wir in den meisten Herausforderungen nur gemeinsam schaffen. Eine Gesellschaft des Immer-mehr und des permanenten Wachstums, wir spüren das alle, ist längst an ihre Grenzen gekommen. Weniger wird mehr sein. Was wir haben, gilt es gerecht zu verteilen.

Wir reden in der Ökologie von Kipp-Punkten. Ich glaube, das gibt es auch in gesellschaftlichen Zusammenhängen. Wenn Menschen sich zu lange nicht gesehen fühlen, nehmen sie nicht mehr teil, fühlen sich verraten und verlassen. Die Jahreslosung für das neue Jahr lautet „Du bist ein Gott, der mich sieht.“ Wir müssen einander sehen. Und daraus den Mut schöpfen, die Aufgaben anzugehen. Es ist eine Zeitenwende, die Welt verändert sich. Das ist anstrengend und auch beängstigend. So ist es entscheidend, dass wir unsere Mitmenschlichkeit, unser Gottvertrauen und unsere Nächstenliebe bewahren.

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