Bischof Stäblein über das Reaktorunglück in Fukushima

10.03.2021

Zum zehnten Jahrestag am 11. März 2021 schreibt Bischof Christian Stäblein in seiner Kolumne in der BZ Folgendes:

Fukushima I am 16.3.2011 nach mehreren Explosionen. Copyright: Digital Globe B. / WikimediaFukushima I am 16.3.2011 nach mehreren Explosionen. Copyright: Digital Globe B. / Wikimedia

Der 11. März vor zehn Jahren ist ein Schreckenstag im Gedächtnis der Menschheit. Erst bebt die Erde vor Japan, dann überrollen Tsunami-Wellen die Küste. In den durch die Wucht von Beben und Wasser schwer beschädigten Reaktoren des Atomkraftwerks Fukushima setzt die Kernschmelze ein. 20 000 Menschen sterben an den Ereignissen dieses 11. März, viele andere, dazu die Region um Fukushima tragen bis heute an den Folgen. Ich kann mich gut an die Wochen danach erinnern. Ein täglich neues Bangen, ein stetig wachsender Schrecken über das Ausmaß der Katastrophe. Dabei kann man feststellen: Naturkatastrophen gehören von Anbeginn zur Schöpfung. Sie haben sich im Gedächtnis der Menschheit eingeprägt, auch die Bibel erzählt davon, wenn sie von der Sintflut und Noahs Arche berichtet. Was heute dazu kommt, ist die von Menschen gemachte Katastrophe. Kernschmelze in Atomreaktoren, die als absolut sicher galten. Absolut sicher? Das gibt es eben nicht.

So ist der 11. März vor zehn Jahren nicht nur ein Schreckenstag, er ist auch ein Wendepunkt. Ein Umdenken setzt ein. Die Politik hat danach begonnen, tatsächlich den Ausstieg aus der Atomkraft in Angriff zu nehmen – und auch umzusetzen. Es ist auch ein Wendepunkt im Kopf. Erstmals legen wir Menschen unseren Hochmut ab, wir könnten eine solche Technik – mit all ihren Jahrtausende überdauernden Folgen – beherrschen. Für solchen Hochmut gibt es in der Bibel eine Geschichte: die vom Turmbau zu Babel. Der muss schiefgehen.

Der 11. März vor zehn Jahren ist Schreckenstag und Wendepunkt. Und er ist Menetekel, also Mahnung. Er mahnt uns zu einer Energiewirtschaft, die die Umwelt nicht einfach verbraucht. Wir sind allerdings recht langsam auf dem Weg, Energie so zu gewinnen, dass die Schöpfung dabei nicht aufgebraucht, sondern bewahrt wird. Wenn wir uns nicht sputen, dann ….

Das meint Menetekel: Es ist eine Mahnung, das zu tun, was an der Zeit ist. Menetekel – hinter diesem Wort steht übrigens ebenfalls eine biblische Geschichte. Da wird ein Herrscher in der Bibel im Buch Daniel gewarnt. Plötzlich erscheint ihm eine Schrift an der Wand, die besagt: Wenn du nicht umkehrst, wenn du dein Leben nicht änderst, wirst du sehen, was passieren kann. So betrachtet ist der 11. März vor zehn Jahren ein Menetekel. Lesen wir es richtig. Den Klimawandel zu stoppen ist die Aufgabe unserer Generation. 

Hier hören Sie den Bischof über das Thema auf "Radio Paradiso" sprechen

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