04.09.2022
Berlins evangelischer Bischof Christian Stäblein hat den am Dienstag gestorbenen früheren sowjetischen Staatspräsidenten Michail Gorbatschow als Visionär gewürdigt. Gorbatschow habe gesehen, dass die Zukunft Veränderungen erfordere, sagte Stäblein am Samstag im RBB-Hörfunk. Gorbatschow sollte am Samstag in Moskau beigesetzt werden.
Die Entwicklungen von 1989 mit den Revolutionen in Osteuropa bis hin zur friedlichen Revolution in der DDR wären „ohne seine Reformen, seine Offenheit“ nicht möglich gewesen, sagte der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Seine Aussage, „wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“ gelte auch heute, sagte Stäblein mit Blick auf den Klimawandel und „die große ökologische Herausforderung, vor der wir stehen“.
„Dass die atomare Energiegewinnung nicht vor Katastrophen gefeit ist“, führe der Kampf um die Atomkraftwerke in der Ukraine einmal mehr vor Augen. „Beim Atomausstieg sollten wir unsere Lehren gelernt haben“, sagte der evangelische Theologe. Es gelte weiter: „Gefahren lauern auf jene, die nicht auf das Leben reagieren - die nicht aufbrechen, die nicht umsteuern“, sagte Stäblein.
Gorbatschow war am Dienstag im Alter von 91 Jahren in Moskau gestorben. Der Friedensnobelpreisträger von 1990 gilt als einer der Väter der Deutschen Einheit und als Wegbereiter für das Ende des Kalten Krieges. Mit den USA schloss er weitreichende Abrüstungsverträge. In der Sowjetunion selbst hatte Gorbatschow mit seiner Politik von „Glasnost“ (Offenheit) und „Perestroika“ (Umgestaltung) einen beispiellosen Reformprozess eingeleitet.
(epd)