19.10.2023
"Im Namen Gottes kann es immer nur diesen gemeinsamen Ruf nach Frieden geben".
Der Schrecken, der uns im Moment erreicht, ist unermesslich. Der Angriff der Terroristen der Hamas gegen Israel erzeugt immer weitere Gewalt und weiteres Sterben, auch in Gaza, wo Millionen unschuldige Palästinenser von der Hamas in Mithaftung genommen werden. Der Schrecken scheint grenzenlos. Wir bangen um die verschleppten Geiseln, beten für ihre Freilassung, beten an der Seite Israels. Und trauern um jeden unschuldigen Toten, egal an welchem Ort. Leid kennt keine Rangfolge.
In dieser Situation gilt es, Solidarität zu zeigen, zu üben. Was wir gar nicht wollen oder hinnehmen können, ist dagegen, den Hass auf die Straßen von Berlin zu bringen. Brennende Barrikaden und Steine gegen Einsatzkräfte haben nichts mit friedlicher Demonstration oder Mahn- und Klagewache zu tun. Was mich besonders erschreckt, ist der offene Antisemitismus, der unter all dem lauter wird. Wenn das Holocaust-Mahnmal und jüdische Einrichtungen gegen Angriffe geschützt werden müssen, müssen wir uns fragen, in welchem Land wir inzwischen leben. Das gilt auch, wenn Wohnhäuser mit einem Davidsstern „gekennzeichnet“ werden. Diese Markierung eines „hier wohnen Juden“ ist eine ungeheuerliche Form der Gewalt und des Terrors, absolut unerträglich. Ich habe mir nicht vorstellen können, dass diese Hetze 80 Jahre nach der Verfolgung und Vernichtung durch die Nazis wieder möglich ist. Der Schutz jüdischen Lebens muss allerersten Rang haben in dieser Stadt und in unserem Land.
Der Schrecken, der uns durch die Kriege in dieser Zeit erreicht, macht Angst. Umso mehr müssen wir aufeinander achten und den Frieden wahren. Ich bin den großen muslimischen Gemeinschaften unter uns dankbar, dass sie die Gewalt der Terroristen ebenso selbstverständlich verurteilen wie alle anderen. Miteinander stehen wir für Frieden. Im Namen Gottes kann es immer nur diesen gemeinsamen Ruf nach Frieden geben, alles andere ist die Verkehrung von Religion. Lasst uns Frieden miteinander suchen und wahren – in unseren Häusern, auf den Plätzen draußen und in allen Gotteshäusern. Dafür sind sie da.