27.08.2014
Aufbaustiftung will sich inhaltlich mit Appell auseinandersetzen.
27. August 2014. Potsdam (epd). Neuer Gegenwind für die Potsdamer Garnisonkirche: Eine bundesweite Christen-Initiative hat einen Aufruf gegen den Wiederaufbau gestartet. Die Garnisonkirchengegner aus der Stadt freuen sich, die Aufbaustiftung reagiert gelassen.
Mit dem Aufruf "Christen brauchen keine Garnisonkirche" haben sich mehr als 70 Pfarrer und andere Kirchenmitglieder öffentlich gegen den geplanten Wiederaufbau der 1945 zerstörten und 1968 in der DDR abgerissenen evangelischen Kirche in der Potsdamer Innenstadt ausgesprochen. In dem am Mittwoch veröffentlichten Aufruf heißt es unter anderem, man wolle "dem Eindruck entgegentreten, alle Christinnen und Christen würden dem Vorhaben einhellig zustimmen".
Die Bürgerinitiative "Potsdam ohne Garnisonkirche" begrüßte den Appell. "Wir freuen uns über die Initiative", sagte Sprecher Simon Wohlfahrt dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Bürgerinitiative hatte im Sommer ein Bürgerbegehren gegen das Projekt mit mehr als 14.000 gültigen Unterschriften innerhalb von rund drei Monaten erfolgreich beendet. Die neue Christen-Initiative bestätige den Eindruck während der Unterschriftensammlung, bei der sich auch zahlreiche Kirchenmitglieder kritisch zur Garnisonkirche geäußert hätten, sagte Wohlfahrt.
Die Bürgerinitiative rief zudem am Mittwoch Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) dazu auf, als ersten Schritt zur Umsetzung des erfolgreichen Bürgerbegehrens gegen die Garnisonkirche bei den Betreibern des Wiederaufbauprojektes für die Auflösung zu werben und die dafür notwendige Überzeugungsarbeit zu leisten. Jakobs wollte am Mittwochabend im Hauptausschuss der Stadtverordnetenversammlung darüber berichten, welche rechtlichen Möglichkeiten er zur Auflösung der Stiftung hat. Dazu war er in einem vom Stadtparlament angenommenen Bürgerbegehren im Juli aufgefordert worden.
Die Garnisonkirchenstiftung reagierte gelassen auf die neue Initiative. Die evangelische Kirche bestehe "aus Protestanten, das macht ihre Vielfalt und Lebendigkeit aus", sagte Verwaltungsvorstand Peter Leinemann. Die Stiftung werde sich mit den vorgetragenen Fragen und Einwänden auch inhaltlich auseinandersetzen.
Erstunterzeichner des Aufrufs sind unter anderem die Theologin und frühere brandenburgische Ausländerbeauftrage Almuth Berger, die ehemalige Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin (SPD) und die Politikwissenschaftler Hajo Funke und Wolf-Dieter Narr. Weitere Unterstützer sind der Wittenberger Theologe Friedrich Schorlemmer, die Vorsitzende des Beirates von Transparency International, Barbara Stolterfoth, und der evangelische Theologe und frühere katholische Benediktinermönch Fulbert Steffensky.
Weil der Wiederaufbau als Projekt von nationaler Bedeutung gelte, müsse auch die Frage gestellt werden, was für ein Signal davon ausgehe, heißt es in dem Aufruf weiter. Die Garnisonkirche habe einst für eine Kirche gestanden, "die sich von Obrigkeit und Militär in Dienst nehmen ließ, Demokratie verachtete und auf politische Weisung Krieg predigte". Das Bauvorhaben sei auch eine Stellungnahme zu dieser Geschichte. Die Unterzeichner lehnten die Kirche deshalb ab.
Am Wochenende soll eine Internetseite freigeschaltet werden, auf der sich weitere Unterzeichner eintragen können. Der Wiederaufbau der Garnisonkirche ist unter anderem wegen der Nutzung der Barockkirche durch die Nazis zur Inszenierung der Reichstagseröffnung 1933 umstritten.
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