31.05.2020
Im Juni stellen wir Ihnen eine Kirche aus dem Kreis Potsdam-Mittelmark vor
Das Dorf Cammer liegt etwas südöstlich von Golzow am Rande des Naturparks Hoher Fläming und des Naturschutzgebietes Belziger Landschaftswiesen. Jeweils am Ortseingang wird der Besucher von einer Windmühle begrüßt. Eine davon, eine schön restaurierte Bockwindmühle, ist voll funktionsfähig und lädt mehrmals im Jahr – am Deutschen Mühlentag verbunden mit einem großen Kinderfest – zum „Schaumahlen“ ein.
Erstmals urkundlich genannt wird der Ort durch die Erwähnung einer Brauerin namens Katharina de Camere im Schöppenbuch der Stadt Treuenbietzen 1333. Der Familienname wiederum deutet auf einen sogenannten Herkunftsnamen hin, der eine Besiedlung durch flämische Kolonisten nahelegt. Mit Sicherheit lebten hier bereits lange zuvor Menschen, worauf unter anderem ein Artikel im Heimatkalender des Kreises Zauch-Belzig von 1927 hinweist, der ausführlich über die Ausgrabungen auf einem „germanischen Urnenfriedhof des 1. Jahrhunderts v. Chr. Geb.“ bei Cammer hinweist. Der im Landbuch Kaiser Karls IV. (1375) als Rittergut bezeichnete Ort wechselte mehrfach den Eigentümer, bis er 1609 in den Besitz der Familie von Broesigke gelangte, die bis 1945 hier residierte. Ein stattliches klassizistisches Herrenhaus der Broesigkes von 1829 wurde leider 1950 vollständig abgetragen. Bis zum Anschluss des Wiener Kongresses 1815 war Cammer ein Grenzort zwischen Brandenburg und Sachsen.
Die Dorfkirche von Cammer ist im Ursprung ein mittelalterlicher Feldsteinbau, der 1775 in Backstein nach Osten erweitert wurde und Ende des 19. Jahrhunderts eine Apsis erhielt. Zur Zeit des ersten Umbaus erhielt der Turm seinen heutigen Aufsatz; auch die Fensteröffnungen wurden vergrößert. Eine Bronzeglocke im Turm stammt aus dem Jahr 1471.
Bei einer Sanierung der Kirche 1975, bei der zahlreiche Einwohner finanziell und durch Eigenleistung kräftig mithalfen, wurden die Außenwände mit einem DDR-typischen Rauhputz „entstellend verputzt“ (Dehio 2012). Doch nicht nur aus ästhetischer Sicht wurde dies zum Problem. Durch das stark zementhaltige Material konnte das Mauerwerk nicht „atmen“, was zu gravierenden Feuchtigkeitsschäden führte. Bei einer Schadensanalyse 2011 geriet besonders der bereits schief stehende Kirchturm in den Blick. Das Gebälk war verfault, die Statik gefährdet, so dass die Turmkonstruktion in einem Artikel der Märkischen Allgemeinen Zeitung als „verfaultes Gerippe“ bezeichnet wurde. Auch der Potsdamer Architekt Wolfdietrich Max Vogt meinte damals: „Wir wundern uns eigentlich, dass der Turm noch steht.“
Nach einigen Verzögerungen konnte mit Hilfe von Geldern aus dem Staatskirchenvertrag bis 2014 schließlich die Sanierung des Kirchturms und des Kirchenschiffes durchgeführt werden. Das Gotteshaus erhielt nach Abschluss der Instandsetzungsarbeiten einen atmungsaktiven Kalkputz. Allerdings wurde aus denkmalpflegerischen Gründen entschieden, bisher vorhandene Regenrinnen nicht mehr anzubringen und stattdessen die Regenfeuchtigkeit mittels einer wasserabführenden Lehmschicht vom Gebäude wegzuleiten. Nun, einige Jahre später, musste festgestellt werden, dass diese Maßnahme nicht ausreichend war. Besonders im Bereich der Apsis kam es erneut zu Feuchtigkeitsschäden.
Es wurde beschlossen, nun nachträglich doch eine Dachrinne zu installieren und so in Kombination mit Sperrmaßnahmen und einer guten Wasserabführung im Gelände die Feuchtigkeit endgültig vom Kirchengebäude abzuleiten. An der Finanzierung der inzwischen genehmigten Maßnahme wird sich auch der Förderkreis Alte Kirchen beteiligen. Erst wenn sichergestellt ist, dass keine neuen Feuchtigkeitsschäden entstehen, kann auch an die Restaurierung des Innenraumes gedacht werden. Dies wünscht sich auch die Kirchengemeinde, zu der – für brandenburgische Verhältnisse erstaunlich – noch etwa 50 % der etwa 400 Einwohner des Ortes zählen.
Weitere Informationen:
Famulus Oliver Notzke; Tel.: 0173-3460007; Mail: notzke.oliver