Ein ehrendes Gedenken für Max Friedlaender

03.05.2022

Die EKBO weiht die Gedenkstätte für den Musikwissenschaftler ein

Die Gedenkstätte für Max Friedlaender. Foto: Manuela Schneider / EKBO
Die Gedenktafel für Max Friedlaender. Foto: Manuela Schneider / EKBO

Die EKBO hat gestern auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf einen Gedenkort an zentraler Stelle für Max Friedlaender (12.10.1852–2.5.1934) eingeweiht. Neben dem neu aufgestellten Grabstein des Musikwissenschaftlers ist jetzt eine Gedenktafel angebracht, die Leben und Werk von Friedlaender würdigen. Das Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien (MMZ) in Potsdam ist von der EKBO mit der historischen Aufarbeitung beauftragt worden. Auf dessen Vorschlag wurde der Historiker Thomas Irmer mit der Erforschung des Lebens von Max Friedlaender betraut. Eine Gruppe von Expertinnen und Experten unter Leitung von Professor Gideon Botsch (MMZ) begleitet diese Arbeit, die fortgeführt wird. Zusätzlich wird eine Veranstaltung geplant, in der die bedeutende Leistung von Max Friedlaender als Musikwissenschaftler analysiert wird.

Max Friedlaender trug maßgeblich zur Erforschung des deutschen Volksliedes und des Werks des Komponisten Franz Schubert bei. 1887 promovierte er an der Universität Rostock über Schubert. 1910/11 lehrte er an der Harvard-Universität in den Vereinigten Staaten. Max Friedlaender war jüdischer Herkunft und trat 1894 zum Protestantismus über.

An der Gedenkandacht für Max Friedlaender am Montag auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf nahmen unter anderem Bischof Christian Stäblein, Pfarrerin Marion Gardei, Beauftragte der EKBO für Erinnerungskultur und gegen Antisemitismus, und Angehörige der Familie und Nachfahren von Max Friedlaender teil.

In seiner Predigt bedankte sich Bischof Christian Stäblein bei der Familie: „Sie haben mit uns die Versetzung des Grabsteins von Max Friedlaender bedacht und entschieden; ebenso das Aufstellen der Gedenktafel zu seinem Gedenken. Dafür bin ich Ihnen – ausdrücklich im Namen der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz – tief dankbar. Es ist dieser Kirche in ihrem Wesen ein fundamentales Anliegen, dass jede Form antisemitischer Haltung und Äußerung verurteilt und ausgeschlossen bleibt. Das sind wir den Verfolgten und Ermordeten schuldig, das sind wir uns schuldig, das sind wir dem Evangelium schuldig. Wir leben aus der Beziehung von Christlichem und Jüdischem unter diesem einen Gott.“

Infolge der Berichterstattung im Oktober 2021 über die Beisetzung eines Holocaustleugners auf der Grabstelle des Südwestkirchhofs Stahnsdorf, auf der 1934 die Urne von Max Friedlaender bestattet wurde, hatten die Nachfahren Friedlaenders mit der Evangelischen Landeskirche Kontakt aufgenommen. Gemeinsam mit ihnen stimmt die Leitung der evangelischen Landeskirche seither das weitere Vorgehen ab.

Statement der Nachfahren von Max Friedlaender zur Einweihung des Gedenkortes am Montag, dem 2. Mai 2022:

„Wie weite Teile der Familie hatte Max Friedlaender zwar jüdische Vorfahren, war aber aus Überzeugung, nicht aus Angst, zum christlichen Glauben konvertiert. Seit den Ereignissen um seine ehemalige Grabstätte wenden wir uns als seine Nachfahren vor allem gegen die Vereinnahmung als Projektionsfläche durch verschiedene Seiten. Nazis – damals wie heute – haben damit begonnen. Heute denken wir an das Leben von Max Friedlaender; daran, was ihn als Mensch und als Musikwissenschaftler ausmachte. Und heute gedachten wir zuvor am Stolperstein auch seiner in Auschwitz ermordeten Nichte Käte Friedlaender, um ein Zeichen gegen Ausgrenzung, Entrechtung und Gewalt zu setzen. Für die Schaffung des Gedenkortes für Max Friedlaender bedanken wir uns ausdrücklich bei den involvierten kirchlichen Stellen. Wir waren in dem vertrauensvollen Prozess dorthin geprägt vom Leitgedanken der Befriedung und Versöhnung für alle Seiten.“

(Pressemeldung der EKBO)

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