Eine Glocke für den Frieden

02.08.2020

Der brandenburgische "Pferdepfarrer" Helmut Kautz aus Brück ist am Sonntag von Hamburg zu einem neuen "Friedensglockentreck" aufgebrochen. Langfristiges Ziel ist, eine aus Kriegsschrott gegossene Friedensglocke 2025 nach Israel zu bringen.

Fröhlich geht es durch Hamburg. Foto: Friedensglocken e. V.Fröhlich geht es durch Hamburg. Foto: Friedensglocken e. V.

Die im Juni gegossene brandenburgische Friedensglocke für Jerusalem ist am Sonntag mit einem Pferdetreck vom Hamburger Heiligengeistfeld durch Norddeutschland gestartet. Als ein Zeichen des Friedens und der Völkerverständigung werde sie auf einer ersten Etappe durch insgesamt fünf Bundesländer ziehen, sagte der Organisator, der brandenburgische Pfarrer Helmut Kautz aus Brück (Landkreis Potsdam-Mittelmark). Der "Friedensglockentreck" mit 14 Pferden und 20 Teilnehmern soll drei Wochen dauern.

Die insgesamt 20 Tagesetappen von jeweils rund 25 Kilometern führen durch Schleswig Holstein, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg. Ziel ist das Kloster Marienfließ in der Prignitz. Auf jeder Etappe soll laut Kautz ein "Friedensbrot" gebrochen, eine kleine Friedensglocke verschenkt und ein Friedensfest gefeiert werden. Das Brot wurde von Bäckermeister Karl Dietmar Plentz aus Schwante bei Berlin (Landkreis Oberhavel) gebacken.

Langfristiges Ziel sei es, die "Jerusalemer Friedensglocke" zum 80. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus 2025 nach Israel zu bringen, sagte Kautz, der auch erster Vorsitzender des Vereins "Friedensglockentreck" ist. Am Samstag war die Glocke im Museumsdorf in Hamburg-Volksdorf geweiht worden. Der katholische Hamburger Alt-Erzbischof Werner Thissen und die Hamburger Pastorin Gabriele Frietzsche feierten gemeinsam mit Kautz einen Gottesdienst unter freiem Himmel. Kautz erinnerte in seiner Ansprache an die Bibelworte "Schwerter zu Pflugscharen", die seit den 1980er Jahren zu einem Sinnbild des Völkerfriedens geworden seien.

Die Friedensglocke sei aus "altem Kriegsschrott" gefertigt, so Kautz. Unter dem Titel "Metallspenden des deutschen Volkes" wurden in den beiden Weltkriegen Kirchenglocken abgehängt und eingeschmolzen, um daraus Munition und Waffen zu fertigen. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs wurden den Angaben zufolge rund 75.000 Glocken eingeschmolzen. Der Verein Friedensglocke wähle nun den "umgekehrten, friedlichen Weg", sagte Kautz. Aus dem gesammelten Kriegsmaterial sei jetzt eine "wahrhaftige Friedensglocke" entstanden.

Die Verantwortung Deutschlands gegenüber der Geschichte dürfe nicht nachlassen, sagte Sonja Lahnstein-Kandel vom Förderkreis der Haifa-Universität (Israel) in einem Grußwort. Die SPD-Bundestagsabgeordnete Aydan Özoguz erinnerte an das "enge Band zu Israel" und bezeichnete die Aktion als ein "Symbol des Friedens und Miteinanders".

Weitere Touren der rund 70 Kilogramm schweren Friedensglocke durch Deutschland sind in den kommenden Jahren geplant. 2018 war Pfarrer Kautz bereits mit einem mehrmonatigen Pferdetreck rund 2.300 Kilometer nach Weliki Nowgorod in Russland unterwegs, um dort eine Friedensglocke zu übergeben.

epd

https://friedenstreck.de
www.kirche-brueck.de

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