16.03.2023
Der „Tag von Potsdam“ zur NS-Reichstagseröffnung vor 90 Jahren soll auch Thema in der geplanten Ausstellung im neuen Garnisonkirchturm werden. Der 21. März 1933 werde dort „seiner politischen Bedeutung entsprechend einen zentralen Raum“ einnehmen, sagte Kurator Jürgen Reiche dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Potsdam. Nach dem Reichstagsbrand in Berlin wurde an dem Tag in Potsdam die Eröffnung des neu gewählten Reichstags inszeniert. Hitler hielt dort eine Rede in der Garnisonkirche.
„Aber wir wollen uns natürlich nicht ausschließlich darauf fokussieren“, sagte der frühere Direktor des Zeitgeschichtlichen Forums in Leipzig. In der Dauerausstellung mit dem Titel „Glaube, Macht und Militär“ solle eine „informative und abwechslungsreiche Präsentation zur kritischen Auseinandersetzung mit der 300-jährigen Geschichte des historischen Ortes“ geboten werden. Das Thema werde im Kontext deutscher und europäischer Geschichte behandelt.
Die Ausstellung im dritten Obergeschoss des wiedererrichteten Turms werde „ein multiperspektivisches Panorama entwerfen“, sagte Reiche: „Mit Blick auf die vielschichtigen historischen Verbindungen von Kirche, Machtstaatlichkeit, militärischer Tradition, autoritären Herrschaftsstrukturen und obrigkeitshörigen Haltungen“. Sie solle zudem „zur proaktiven Beschäftigung mit Geschichte einladen und so Räume für den politischen Diskurs eröffnen“.
Im Ergebnis solle ein Lern- und Erinnerungsort mit „eindrucksvollen Exponaten, aussagekräftigen Dokumenten und multimedialen Vertiefungsstationen“ entstehen, sagte Reiche: „Schließlich wollen wir mit dieser Ausstellung auch für aktuelle Gefährdungen von Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechten sensibilisieren.“
Am Vorabend des 90. Jahrestags des „Tags von Potsdam“ lädt die Garnisonkirchenstiftung am Montagabend zu einer Podiumsdiskussion zum Thema „Wehrhafte Demokratie“ ein. Dazu werden auch der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Stephan Harbarth, und der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Christian Stäblein, erwartet.
Obwohl die Demokratie in Deutschland als gefestigt gelte, werde sie immer wieder aufs Neue herausgefordert, betont die Stiftung in der Einladung. Die Herausforderungen, Demokratien zu bewahren, seien auch heute groß. Die Garnisonkirche wurde im 18. Jahrhundert als evangelische Militärkirche errichtet und im Zweiten Weltkrieg zerstört. Ihr Turm wird seit 2017 wieder aufgebaut.
Die Podiumsdiskussion beginnt am Montag, dem 20. März, um 17 Uhr.
(epd-Gespräch: Yvonne Jennerjahn)