Gedenken an Scheunenviertelpogrom vor 100 Jahren

Die Stiftung Neue Synagoge Berlin - Centrum Judaicum erinnert am Sonntag an das Scheunenviertelpogrom von 1923. Auf dem Programm stehen nach Angaben der Stiftung zwei Stadtspaziergänge durch die Spandauer Vorstadt sowie eine Filmvorführung und eine Podiumsdiskussion.

Die Stadtspaziergänge zum Gedenktag führen zu einstigen Orten jüdischen Lebens in der Spandauer Vorstadt und dem Scheunenviertel, wie Theater, Geschäfte, Schulen, Vereine und Synagogen. Studierende der Europa-Universität Viadrina werden Interessierte zudem auf Spuren jüdischen und queeren Lebens in den 1920er und 1930er Jahren mitnehmen. Dabei wollen sie auch über das jüdische Leben in der DDR berichten und Einblick in die Prostitutionsdebatten der Weimarer Republik geben, teilte die Stiftung weiter mit.

In dem DDR-Dokumentarfilm von 1979 „Berlin Totale: Almstadtstraße“ geht es um die frühere Grenadierstraße, die zwischen den beiden Weltkriegen überwiegend von Jüdinnen und Juden aus Osteuropa bewohnt wurde. Im Anschluss diskutieren der Dichter Dmitri Dragilew und die Historikerin Elena Solominski über Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit der osteuropäischen jüdischen Geschichte und Gegenwart in der Spandauer Vorstadt und im Berliner Stadtraum.

Am 5. November 1923 kam es im Berliner Scheunenviertel in Folge der Hyperinflation zu massiven antisemitischen Ausschreitungen. Fast zwei Tage lang wurden jüdische Menschen auf offener Straße verprügelt und ihre Geschäfte und Wohnungen geplündert. Der Berliner Stadtteil war damals ein Arbeiterviertel mit einer sichtbaren osteuropäisch-jüdischen Bevölkerung.