Holocaust-Überlebende Inge Deutschkron in Stahnsdorf beigesetzt

06.04.2022

Sie hat erst in der NS-Zeit erfahren, dass sie Jüdin ist, hat den Holocaust im Untergrund überlebt und wurde danach eine bedeutende Stimme der Erinnerung: Vor einem Monat ist Inge Deutschkron gestorben. Nun wurde sich in Stahnsdorf bestattet.

Emotionale Reden in der Kirche, am Grab die Internationale: Auf dem Stahnsdorfer Südwestkirchhof haben am Mittwoch Vertreter aus Politik und Gesellschaft, Freunde und Weggefährten Abschied von der Schriftstellerin und Holocaust-Überlebenden Inge Deutschkron genommen. Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) würdigte die vor einem Monat mit 99 Jahren gestorbene Ehrenbürgerin der Stadt bei der Trauerfeier als „starke Stimme im Kampf gegen das Vergessen“.

Mit ihrem unermüdlichen Engagement gegen Antisemitismus und Rechtsextremismus und für die Demokratie habe sie viel erreicht und die Stadt verändert, sagte Giffey. Sie habe sich „ruhe- und rastlos“ für das Erinnern an die NS-Verbrechen, deren Opfer und die „stillen Helden“ eingesetzt, die Verfolgten geholfen haben. Mit „wachem Auge und scharfem Blick“ habe sie „die Welt ein wenig besser gemacht“. Sie sei Inge Deutschkron „unendlich dankbar“ dafür, dass sie ihre letzten Jahre in Berlin verbracht habe, sagte Giffey.

Die Regierende Bürgermeisterin kündigte zugleich für den 100. Geburtstag von Inge Deutschkron am 23. August eine Gedenkstunde im Roten Rathaus an. An der weltlichen Trauerfeier in der Kirche auf dem evangelischen Südwestkirchhof nahmen weit über hundert Menschen teil, darunter auch Berlins frühere Regierende Bürgermeister Walter Momper und Klaus Wowereit (beide SPD), die 100-jährige Holocaust-Überlebende Margot Friedländer, SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert und Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (Linke).

Der frühere Berliner Kulturstaatssekretär André Schmitz (SPD), der sich um Inge Deutschkron gekümmert hat, betonte, sie sei „zeitlebens eine linke Kämpferin“ für Gerechtigkeit und gegen rechtes Gedankengut gewesen, die Sozialdemokratie sei ihre „große Familie“ gewesen. Jede Form einer religiösen Beerdigung habe sie sich verbeten, sagte Schmitz. Auf keinen Fall habe Inge Deutschkron auf einem jüdischen Friedhof bestattet werden wollen.

Das Vergessen der NS-Verbrechen in der deutschen Wohlstandsgesellschaft nach dem Krieg habe bei ihr „lebenslange Empörung“ ausgelöst, sagte Schmitz. Das Nicht-Erinnern der Nachkriegsjahre habe sie schwer belastet. Ihre Seele sei „zutiefst verwundet“ gewesen. Zugleich habe sie als streitbare Journalistin viel für die junge Bonner Republik getan und ihre Stimme immer wieder gegen das Vergessen des größten Menschheitsverbrechens, des Holocaust, erhoben.

Inge Deutschkron wurde am 23. August 1922 in Finsterwalde in Brandenburg geboren, überlebte die NS-Zeit im Untergrund, war danach als Journalistin und Schriftstellerin tätig und starb am 9. März in Berlin. Sie wurde unter anderem durch ihr Buch „Ich trug den gelben Stern“ einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Dass sie Jüdin war, erfuhr sie nach Angaben der Inge Deutschkron Stiftung erst 1933 von ihrer Mutter. Der Vater, ein sozialdemokratischer Lehrer, konnte 1939 nach England fliehen, während seine Frau und seine Tochter in Deutschland zurückbleiben mussten. Nach dem Krieg arbeitete Inge Deutschkron lange Zeit in Deutschland und Israel. Seit 1992 lebte sie als freie Schriftstellerin in Tel Aviv und Berlin.

(epd)

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