08.11.2021
Der neue Vorstand der Evangelischen Jugend Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EJBO) spricht mit ekbo.de über Ziele, Motivation – und verpflichtende Anti-Rassismus-Trainings in der Landeskirche.
ekbo.de: Was bewegt einen jungen Menschen in einer kirchenfernen Welt, sich in einer christlichen Jugendorganisation zu engagieren?
Angelina Schwarz: Ich finde die Frage sagt schon viel aus. Die Welt ist kirchenfern, weshalb ich es sehr wichtig finde, sich in Kirchenverbänden zu engagieren. Ich persönlich bin seit vier Jahren auf Landesebene tätig und habe schon in den unterschiedlichsten Kontexten mitgearbeitet. Dies hat mir immer wieder gezeigt, wie wichtig dieser Jugendverband ist. Man kann viele Sachen bewegen, bezuschussen, planen und umsetzen. Das Schöne dabei: es wird direkt auf die Interessen und Bedürfnisse von Jugendlichen eingegangen. Wir sind nun mal die Menschen der Zukunft, auch der Kirche, deswegen ist es von Nöten seinen Standpunkt hier zu vertreten. Wir wollen gehört werden - besonders von der Kirche.
ekbo.de: Was sehen Sie als Schwerpunkte Ihrer Arbeit als Vorstand – gehört dazu der EJBO-Antrag auf verpflichtende Anti-Rassismus-Trainings für alle Mitarbeiter:innen in der Landeskirche, der auf der kommenden Landessynode beraten wird?
Angelina Schwarz: Wir als Vorstand setzen uns aus unterschiedlichen Menschen aus unterschiedlichen Regionen zusammen und haben auch sehr verschiedene Schwerpunkte, die wir uns gerne setzen möchten.
Zunächst ist für uns wichtig einen Ort zu schaffen, an dem sich alle wohlfühlen. Wir wollen dranbleiben und auch Angebote für queere Jugendliche in unserer Landeskirche umsetzen.
Uns ist es wichtig, auch Jugendliche in ländlichen Regionen zu ermutigen, auf Landesebene mitzuarbeiten. Für sie ist es unter Umständen sehr schwierig uns zu erreichen, zum Beispiel aufgrund fehlender Strukturen wie einem KJK (Kreisjugendkonvent) oder auch der langen Wege.
Generell ist das Ziel auch mehr Mitglieder in die Landesjungendversammlung zu bekommen und, damit verbunden, kreiskirchliche Jugendstrukturen in mehr Kirchenkreisen aufzubauen und diese zu stärken.
Wir wollen uns zudem auch für eine gute Zusammenarbeit mit der Erwachsenenkirche einsetzen.
Ein weiter Wunsch wäre, dass unser Antrag in der Landessynode angenommen wird.
ekbo.de: Was sehen Sie als Schwerpunkte Ihrer Arbeit als Vorstand?
Yannik Reckner: Wir sehen die EJBO als Stimme der evangelischen Jugend, und die hat Gewicht in Kirche und Gesellschaft. Wir wollen dafür sorgen, dass sie gehört wird.
Angelina Schwarz: Meine Aufgabe wird vor allem sein, die Beiräte und Arbeitsgruppen zu koordinieren. Dabei geht es um Themen wie „Zukunft der Jugend in Kirche“, „Inklusion und Barrierefreiheit“ oder „Finanzen“.
ekbo.de: Sie wollen als EJBO auf der Herbst-Synode einen Antrag einreichen. Darin fordern Sie verbindliche Antirassismus-Trainings für alle Mitarbeiter:innen der Landeskirche. Wie kam es dazu?
Yannik Reckner: Wir hatten auf unserer Landesjugendversammlung im März verschiedene Workshops und einer davon hieß „Rassismuskritische Jugendverbandsarbeit“. Durchgeführt wurde der vom Projekt „DiskursLab“ der Ev. Akademie. Bei einem Mitglied der Landesjugendversammlung ist der Workshop sehr hängen geblieben. Sie hat dann vorgeschlagen, abends eine extra Runde zu machen. Da sind mehrere Leute mitgegangen. So ist der Antrag entstanden.
ekbo.de: Was wollen Sie mit dem Antrag erreichen?
Yannik Reckner: Wir wollen als EJBO Verantwortung übernehmen und dabei mitmachen, Rassismus zu verhindern und über Rassismus aufzuklären. Und wir wollen, dass die Landeskirche sich diesem Anliegen anschließt. Deswegen sagen wir, dass alle beruflich und ehrenamtlich Mitarbeitenden der EKBO für das Vorhandensein und die Auswirkungen von strukturellem Rassismus sensibilisiert werden müssen.
Natürlich verfolgen auch wir als Jugendverband dieses Thema weiter. Auch bei uns werden wir Workshops zu Rassismus anbieten und vielleicht eine ganze Landesjugendversammlung zu diesem Thema machen.
ekbo.de: Die Synode berät Ihren Antrag im November. Wagen Sie eine Prognose: Wird die Synode Ihren Antrag auf ihrer Tagung im November beschließen?
Yannik Reckner: Ich bin der Meinung, dass der Antrag angenommen wird. Alles andere würde mich nur wundern. Was anderes könnte sich die Kirche im 21. Jahrhundert nicht erlauben.
ekbo.de: Finden Sie, dass die evangelische Jugend bzw. die EJBO genug Gehör in der EKBO findet?
Josefa Friese: Die Frage würde ich mit Jein beantworten. Wir sind mittlerweile auf einem guten Weg, aber es gibt auch noch viel Ausbaubedarf.
ekbo.de: Was wünschen Sie sich anders?
Josefa Friese: In einigen Gremien sind wir gut vertreten, als Zukunft der Kirche sollte unsere Stimme jedoch immer gehört werden, auch zu nicht jugendrelevanten Themen. In vielen jungen Köpfen schlummern geniale Ideen die so manch ein festgefahrenes Gremium aktiv bereichern können. Oft sind auch schwer zu verstehende Strukturen und schwierige Fachbegriffe eine Hürde für Jugendliche. Ich wünsche mir, dass dies auch ältere Kirchenmitglieder so sehen und sich kompromissbereiter auf den Dialog mit Jugendlichen einlassen. So können wir gemeinsam und zukunftsorientiert das evangelische Zusammenleben nachhaltig verbessern.
Die Fragen stellte Katharina Körting, Internet-Redaktion der EKBO.
Mehr Informationen zum Vorstand
Im September 2020 hat die EJBO ihren neuen Vorstand gewählt: Die Tagungsvorstandsvorsitzende Josefa Friese leitet die Arbeit des Tagungsvorstands der Landesjugendversammlung. Sie führt die Tagungen der Landesjugendversammlung durch und ist zwischen den Sitzungen Ansprechpartnerin für die Mitglieder der Landesjugendversammlung. Die 21-Jährige arbeitet als tiermedizinische Fachangestellte und kommt aus dem Kirchenkreis Prignitz.
Der Vorsitzende Yannik Reckner vertritt die EJBO und ihre Anliegen gegenüber der Öffentlichkeit und leitet Sitzungen und Projekte. Er hat den Vorsitz der Jugendkammer inne, ist Schnittstelle in der Kommunikation zwischen der Landeskirche und der EJBO und engagiert sich zusätzlich noch im Förderwerk der EJBO. Reckner kommt aus dem Kirchenkreis Steglitz, ist ebenfalls 21 Jahre alt und arbeitet als Garten- und Landschaftsbauer.
Dem Kirchenkreis Barnim ist die gleichaltrige Angelina Schwarz zugehörig. Sie ist stellvertretende Vorsitzende und v. a. für die Kommunikation innerhalb der EJBO zuständig. Außerdem fungiert sie als Ansprechpartnerin für die Gremien der EJBO. Schwarz studiert Religionspädagogik.
Die Landesjugendversammlung der EJBO tagt zweimal jährlich. Sie ist das zentrale Organ des Jugendverbands. Die Geschäftsstelle befindet sich im Amt für kirchliche Dienst (AKD) in Berlin-Charlottenburg.