„Jeder Name steht für viele Schicksale und ist dennoch einzigartig“

12.08.2021

60 Jahre Mauerbau im Zeichen von Gedenken, Trauer und Aufarbeitung

Schwarz-Weiß-Bild der Berliner Mauer. Zu sehen ist ein Kind mit Hammer vor der Mauer, eine Sonnenblume, im Hintergrund zwei Radfahrer.Grau in grau: die Berliner Mauer. Foto: Holger Kulick / Deutschlandarchiv bpb

Berlin, 12. August 2021 – Der Mauerbau vor 60 Jahren brachte viel Leid und Verzweiflung. Familien wurden getrennt; Menschen starben auf der Flucht in den anderen Teil der Stadt. Ost und West waren spätestens ab dem 13. August 1961 fest zementierte politische Koordinaten, mit denen Menschen und Landstriche auf Abstand gehalten wurden. An diesen brachialen Eingriff erinnert die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) mit mehreren Veranstaltungen in Gemeinden und Kirchenkreisen.

Am Freitag, 13. August, 12 Uhr findet eine Ökumenische Andacht mit Bischof Christian Stäblein von der EKBO, Erzbischof Heiner Koch vom Erzbistum Berlin und Pfarrer Thomas Jeutner in der Kapelle der Versöhnung in der Bernauer Straße statt. Bischof Christian Stäblein erinnert zum 60. Jahrestag des Mauerbaus an Ida Siekmann, die ganz in der Nähe beim Sprung aus dem Fenster ihrer Wohnung in der Bernauer Straße am 22. August 1961 schwer verunglückte und auf dem Weg ins Krankenhaus starb. Sie war das erste Todesopfer an der Berliner Mauer. Ida Siekmann wurde 58 Jahre alt.

„Ida Siekmann sprang aus dem Fenster ihres Hauses, das auf einmal an einer Grenze stand, die von Tag zu Tag undurchdringlicher wurde“, sagt Christian Stäblein, Bischof der EKBO. „Ihr Name steht für viele Schicksale und dennoch ist sie einzigartig, für diejenigen, die ihr begegnet sind, die sie geliebt oder auch mit ihr gestritten haben. Heute schließen sich wieder für viele Menschen Grenzen, sie werden an ihnen abgewiesen, ertrinken auf der Überfahrt im Ozean, verdursten auf langen Märschen über Landesgrenzen. Wir sollten nie aus dem Blick verlieren, welchen Einfluss der Mauerbau auf unser Leben, auf unsere Familien in Ost und West hatte – vielleicht macht uns diese Perspektive nachgiebiger hinsichtlich des Leids anderer Menschen, die unsere rettende Hand brauchen in größter Not.“

Die Andachten zum Gedenken an die Maueropfer finden täglich in der Kapelle der Versöhnung statt. Sie haben eine eigene Liturgie, der am 13. August zum 60. Jahrestag des Mauerbaus auch Bischof Christian Stäblein und Erzbischof Heiner Koch folgen werden. Im Altar der Kapelle liegt das Totenbuch mit den Biografien der Menschen, die an der Berliner Mauer zu Tode gekommen sind. Weitere Informationen sind unter www.gemeinde-versoehnung.de zu finden.

„Geteilte Stadt unter einem Himmel“: Die Kirchengemeinden aus den Kirchenkreisen Zossen-Fläming und Tempelhof-Schöneberg feiern am Freitag, 13. August, 18 Uhr einen gemeinsamen ökumenischen Open-Air-Gottesdienst am Mauerdenkmal an der B 96, an der Grenze zwischen Mahlow und Berlin. An dem Gottesdienst wirken neben den evangelischen Gemeinden aus Blankenfelde-Mahlow, Rangsdorf und Lichtenrade auch katholische und freikirchliche Gemeinden mit. Die musikalische Gestaltung übernehmen rund 25 Bläserinnen und Bläser, die Predigt halten Superintendentin Katrin Rudolph aus Zossen und Superintendent Michael Raddatz aus Berlin gemeinsam. Zu Wort kommen Zeitzeug:innen, deren Familien plötzlich getrennt waren, die Freund:innen nicht mehr treffen konnten. Weitere Informationen gibt es unter www.kkzf.de.

„13. August 1961 – Bau der Berliner Mauer. Die Mauer – verschwunden. Die Grenze – überwunden?“
Die evangelischen Kirchenkreise Lichtenberg-Oberspree und Neukölln erinnern am Freitag, 13. August, 17 bis 21 Uhr mit einem Spaziergang am Heidekampgraben, dem ehemaligen Grenzstreifen und heutigen Mauerweg, an den Bau der Mauer vor 60 Jahren. Ausgangspunkt ist die Tabeakirche, Sonnenallee 311, Berlin-Neukölln. Zeitzeug:innen berichten bei diesem Spaziergang, der rund anderthalb Kilometer lang ist, vom Leben im geteilten Berlin, von ihren Erfahrungen mit dem Mauerbau. Anschließend führt der Weg weiter zur Kirche „Zum Vaterhaus“, Baumschulenstraße 82. Um 19:30 Uhr beginnt eine Lesung mit Christoph Dieckmann. Der Journalist liest aus seinem neuen Buch „Woher sind wir geboren. Deutsche Welt- und Heimreisen“. Weitere Informationen unter www.neukoelln-evangelisch.de


Potsdamer Nagelkreuzkapelle
: Veranstaltungsreihe erinnert an die Abriegelung der Grenze zu West-Berlin am 13. August 1961. Am Sonnabend, 14. August, gibt es um 18 Uhr eine Andacht, der ein Zeitzeugengespräch folgt. Am Dienstag, 17. August lädt die Stiftung Garnisonkirche zu einer Podiumsdiskussion über Erfahrungen aus dem Sommer 1961, Mauern an vielen Orten der Welt und „Mauern im Kopf“, Perspektiven, Gesellschaftsutopien und politische Exitstrategien ein. Am Donnerstag, 19. August, gibt es in Kooperation mit dem Filmmuseum Potsdam und dem Forum Neuer Markt zum Film „Bornholmer Straße“ eine Podiumsdiskussion im Museum. Mehr Informationen: www.garnisonkirche-potsdam.de

Es gelten die Hygiene- und Abstandsregeln der EKBO.

Hintergrund
In der Nacht zum Sonntag, dem 13. August 1961, wird der Befehl zur Abriegelung der Sektorengrenze in Berlin erteilt. Mehr als 10.000 Sicherheitskräfte der DDR reißen am frühen Morgen in Berlin das Straßenpflaster auf, errichten Barrikaden, ziehen Stacheldrahtzäune. Der Übergang von Ost nach West ist versperrt, die Stadt in zwei Hälften geteilt. In der Nacht vom 17. zum 18. August 1961 wird damit begonnen, den Stacheldraht durch eine Mauer aus Hohlblocksteinen zu ersetzen. Die Berliner Mauer trennt Ost und West über 28 Jahre. Zwischen 1961 und 1989 werden 140 Menschen an der Berliner Mauer oder in unmittelbarem Zusammenhang mit dem DDR-Grenzregime getötet. Mindestens 251 Reisende aus Ost und West verlieren ihr Leben während oder nach Kontrollen an Berliner Grenzübergängen.

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