29.09.2023
Nichts trinken die Deutschen lieber - am Sonntag ist "Tag des Kaffees"
Vor 350 Jahren öffnete das erste Kaffeehaus auf deutschem Boden. Im Südwesten finden sich Spuren des einst exotischen Getränks selbst in Schlössern und Gärten. An diesem Sonntag ist der "Tag des Kaffees".
Diese Zahl muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: 2,6 Milliarden Tassen Kaffee werden weltweit täglich getrunken. Damit ist Kaffee das am zweithäufigsten konsumierte Getränk überhaupt - nach dem lebensnotwendigen Wasser. In Deutschland ist der braune Muntermacher gar das beliebteste Getränk - noch vor Wasser und Bier. An diesem Sonntag (1.10.) wird der „Tag des Kaffees“ begangen.
Dabei begann der Siegeszug des Kaffees in Europa und in deutschen Landen vergleichsweise spät. Der Weg der Pflanze führte zunächst aus Äthiopien in die arabische Welt. Im Jemen soll sie erstmals kultiviert worden sein. Von dort eroberte der Trunk die Zentren der islamischen Welt. Die ersten Kaffeehäuser wurden wohl in Mekka eingerichtet. Sie entwickelten sich rasch zu Stätten der Unterhaltung, wo man vor allem Neuigkeiten austauschte. Um 1517 kam der Kaffee nach Konstantinopel. Etwa hundert Jahre später gelangte er dann über venezianische Händler nach Europa.
Der pfälzische Kurfürst Carl Theodor schätzte den Kaffee. Zur Deckung des steigenden Bedarfs zogen die Hofgärtner in seiner Sommerresidenz in Schwetzingen bei Heidelberg neben Zitrusfrüchten auch Kaffeesträucher. Um die empfindlichen exotischen Kübelpflanzen ohne Schaden durch den Winter zu bringen, gab es mehrere Gebäude im Schwetzinger Garten. 14 gusseiserne Öfen beheizten allein die große Orangerie.
Die Bohnen der Kaffeesträucher aus dem Schlossgarten konnten zeitweise den kompletten Eigenbedarf des kurfürstlichen Hofes decken. So schrieb ein Gärtner aus Schwetzingen: „Das Churfürstl. Gewächs-Hauss war mit vielen Levantinischen Caffe-Bäumen versehen, die so reichlich caffé-Bohnen getragen, als zur Consumptio für die höchsten Personen der gnädigsten Herrschaften erforderlich ware“.
Das wohl erste Kaffeehaus auf deutschem Boden hatte bereits knapp 100 Jahre zuvor eröffnet, nämlich 1673, also genau vor 350 Jahren: das Kaffeehaus am „Schütting“ in Bremen. Als älteste durchgängig betriebene Kaffeeschänke Deutschlands gilt der „Coffe Baum“ in Leipzig, der gerade saniert wird. Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller gingen dort ebenso ein und aus wie Gotthold Ephraim Lessing, Richard Wagner oder Robert Schumann. 1990 diskutierten Bundeskanzler Helmut Kohl und der damalige DDR-Ministerpräsident Lothar de Maizière im „Coffe Baum“ die Chancen der deutschen Einheit.
Kaffeehäuser waren immer auch Orte der Musik. Johann Sebastian Bach - von 1723 bis 1750 Kantor an der Leipziger Thomaskirche - gilt neben Georg Philipp Telemann als erster Kaffeehausmusiker Deutschlands. Während Telemann regelmäßig in den Kaffeehäusern am Markt musizierte, beehrte Bach über Jahrzehnte zweimal pro Woche das Zimmermannsche Kaffeehaus in der Messestadt.
Seine Kaffeekantate („Ey, wie schmeckt der Coffee süße“ BWV 211) ist der Höhepunkt der Kaffee-Musiken des 18. Jahrhunderts. Diese Liebeserklärung an den Wachmacher gehört heute zum Weltmusikerbe. Daneben wurden Dutzende von Kaffeelobgesängen geschrieben. So auch der heute möglicherweise politisch unkorrekt anmutende Kanon „C-A-F-F-E-E, trink nicht so viel Kaffee. Nicht für Kinder ist der Türkentrank, schwächt die Nerven, macht dich blass und krank. Sei doch kein Muselmann, der das nicht lassen kann.“ Ihn verfasste ein Musiklehrer aus Zittau, um seine Zöglinge vom Kaffeegenuss abzuhalten.
Genützt hat es wenig. Die Deutschen trinken laut einer Erhebung im Auftrag des Deutschen Kaffeeverbandes so viel Kaffee wie nie zuvor: vier Tassen pro Tag. Es stimmt wohl, was der irische Schriftsteller Jonathan Swift einst sagte: „Die beste Methode, das Leben angenehm zu verbringen, ist, guten Kaffee zu trinken.“
Von Matthias Pankau (epd)