Kirche: Mitgliederzahlen sinken weiterhin, christlicher Glaube bleibt

Persönliche Irrelevanz von Religion und Kirche, fehlende Bindung an Institutionen, finanzielle Engpässe durch aktuelle Krisen wie Ukrainekrieg, Klimafragen und Inflation oder auch komplizierte Verwaltungsakte bei kirchlichen Angelegenheiten sind Gründe für die weiterhin sinkenden Mitgliedzahlen der Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg schlesische Oberlausitz (EKBO) im Jahr 2022. 833.254 Menschen waren 2022 Kirchenmitglied der EKBO (2021: 862.581). Das zeigt die Mitgliederstatistik, die sich aus Daten der Meldebehörden der Bundesländer zum Stichtag am 31. Dezember 2022 ergibt. Diese Zahlen sind vorläufig; die offiziellen Zahlen liegen der EKBO im April vor. Insgesamt ist die Mitgliederzahl der EKBO im vergangenen Jahr um 3,4 Prozent gegenüber 2021 gesunken. Die Zahl der Taufen stieg hingegen im Vergleich zum Vorjahr um 43,9 Prozent auf insgesamt 4.237 (2021: 2.944). Die Konfirmationen stiegen um 2,2 Prozent mit 97 auf 4.430 (2021: 4.333).

„Jeder einzelne Austritt schmerzt uns, schmerzt mich. Wir gehen nach und fragen, wie wir die Menschen als Kirche besser erreichen können. Die Zeiten einer Mehrheitskirche sind schon länger vorbei. Das gehört zu dem dazu, wie sich die Gesellschaft umstellt und auch wir uns umstellen. Bindung an Institutionen hat gesamtgesellschaftlich abgenommen, das erleben wir immer wieder. Dennoch suchen die Menschen spirituellen und geistigen Beistand, in den Herausforderungen und Krisen unserer Zeit vielleicht sogar mehr denn je. Die Frage nach Sinn treibt die Menschen um, die Suche nach Frieden nicht weniger, gerade jetzt während des Krieges in der Ukraine. Christsein ist eine Zuversicht und eine Haltung, ein Vertrauen, das gerade in Umbrüchen zu tragen vermag. Dafür steht die Kirche: dass sie diese Zuversicht und diesen Trost zu den Menschen bringt, zu allen Menschen, die sich davon ansprechen lassen“, sagt EKBO Bischof Christian Stäblein.

Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz befindet sich im Veränderungsprozess. Seit Jahren setzt sie mit viel Innovationskraft auf alternative Gottesdienstformen, zeitgemäße Begegnungsstätten oder kreative Angebote der Lebensordnung in Form von Pop-up-Hochzeiten, Segnungszeremonien oder alternativen Tauffesten. 

„Was uns Christen eint, ist der Glaube an Frieden, die Hoffnung auf Liebe und Vergebung und die Überzeugung, dass unser Leben einen Sinn von Gott hat – innerhalb wie außerhalb der Kirche“, erklärt Bischof Christian Stäblein. „Auf dieses Kraftzentrum christlicher Haltung muss die Kirche sich wieder mehr besinnen. Dann wird sie einfallsreich, für alle offen und für ihre Kirchenglieder weiterhin Schutz- und Seelenraum bleiben.“

Mit Austrittsgründen beschäftigte sich die bundesweite Studie des Sozialwissenschaftlichen Instituts der EKD (SI) „Kirchenaustritte seit 2018 – Wege und Anlässe. Ergebnisse einer bundesweiten Repräsentativbefragung“ von Petra-Angela Ahrens. Im Anhang finden Sie die Zusammenfassung der Studienergebnisse mit zentralen Grafiken. Die Gesamtstudie steht unter www.ekd.de/studie-kirchenaustritte als pdf zum Download bereit.

(Pressemitteilung EKBO)