26.12.2022
Ukraine-Krieg, Energiekrise und Inflation überschatteten die Weihnachtsfeiern. In den Predigten standen Menschen im Mittelpunkt, die am meisten unter deren Folgen leiden. Kirchenvertreter forderten dazu auf, das Fest auch als Ermutigung zu erleben.
Berlin/Magdeburg (epd). Leitende Geistliche haben im Rahmen der Weihnachtsfeiern auf das Leiden der vom Krieg in der Ukraine betroffenen Menschen hingewiesen. Vor diesem Hintergrund sei die Weihnachtsbotschaft von Liebe und Frieden umso dringlicher, betonten sie in ihren Predigten.
Die evangelische Berliner Generalsuperintendentin Ulrike Trautwein und der katholische Berliner Erzbischof Heiner Koch erinnerten bei einer ökumenischen Christvesper in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche an die Opfer von Krieg und an Armut. „Wir feiern Weihnachten in schwerer Zeit“, sagte Koch in dem Gottesdienst. Weihnachten zeige, dass der Hass nicht stärker sei als die Liebe. Die Schauspielerin Anna Thalbach trug bei der Christvesper die Lesungen vor. Trautwein vertrat an Weihnachten den an Grippe erkrankten Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Christian Stäblein.
Die Generalsuperintendentin erinnerte an Flüchtlinge in der Kälte, Menschen in zerbombten Häusern und Obdachlose, die in Berlin auf der Straße leben. Einsame, Trauernde, Kranke und Sterbende bräuchten rettenden Schutz, Zuflucht und Rückzugsorte. Weihnachten sei ein „Gegenlicht gegen alle Mutlosigkeit und Verzagtheit“, sagte sie in ihrer Weihnachtsansprache im RBB-Hörfunksender 88,8.
Koch bezeichnete Weihnachten vor dem Hintergrund der derzeitigen Krisen als ein Fest des Neuanfangs. Die nach der biblischen Überlieferung im Stall von Bethlehem bei der Geburt von Jesus Christus Versammelten seien eine „Gemeinschaft derer, die suchen und überraschende Wege finden“, sagte er bei einem Gottesdienst in der St.-Joseph-Kirche. So werde der Stall von Betlehem „auch zur Geburtsstunde einer wahrhaft synodalen Kirche, die sich gemeinsam auf den Weg macht“.
Der katholische Bischof von Magdeburg, Gerhard Feige, wies auf die Rolle der Kirchen in Krisenzeiten hin. „Als Integrationsfaktor zu wirken, ist wichtig in einer so unversöhnten Zeit“, sagte er im MDR. „Trotz all des Furchtbaren“ begingen Christen und Christinnen in der Ukraine das Fest auch in diesem Jahr. Christen könnten Friedensstifter werden, wenn sie sich auf dieses Geheimnis einließen. Kirche sei dabei „keine Thermoskanne, nach innen warm und nach außen kalt“, zitierte der Bischof von Magdeburg den verstorbenen evangelischen Theologen Heinz Zahrnt.
Der Kirchenpräsident der Evangelischen Landeskirche Anhalts, Joachim Liebig, betonte vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs, „Kriegstreiber sind immer gottlos, auch wenn sie anderes behaupten“. Liebig unterhielt bis zum Beginn des Kriegs ökumenische Kontakte zur russisch-orthodoxen Kirche. Die Landeskirche versuche in Zeiten der Verunsicherung, Sicherheit zu geben, sagte Liebig. Dass sich zunehmend Friedensräume entwickelt hätten, habe auch mit der christlichen Botschaft zu tun.
Der Bischof der Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM), Friedrich Kramer, forderte dazu auf, nach Lösungen für gleichzeitige Krisen zu suchen. „Wir müssen lernen, dass wir Krisen nur gemeinsam bewältigen und nicht gegeneinander“, sagte der Friedensbeauftragte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) im MDR.