22.01.2014
Die entscheidende Frage sei nicht, ob es Unterschiede gäbe, sondern ob diese die Aufrechterhaltung der Teilung rechtfertigten.
22. Januar 2014. Berlin (epd). Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) ist mit den christlichen Kirchen wegen ihrer Uneinheitlichkeit hart ins Gericht gegangen. Die Spaltung der Kirchen sei ein großes Ärgernis, sagte Lammert am Dienstag in einem ökumenischen Gottesdienst zum Auftakt der Gebetswoche zur Einheit der Christen in der Berliner St. Hedwigs-Kathedrale. Sicherlich gebe es neben vielen Gemeinsamkeiten auch Punkte unterschiedlicher Auffassung zwischen den Kirchen. «Die entscheidende Frage ist aber nicht, ob es Unterschiede gibt, sondern rechtfertigen diese Unterschiede die Aufrechterhaltung der Teilung.»
Lammert, der sich selbst als «protestantischer Katholik» bezeichnete, wirft Orthodoxen, Katholiken und Protestanten gleichermaßen vor, sich längst mit dem seit Jahrhunderten andauernden Ärgernis abgefunden und sich in die bestehenden Verhältnisse eingenistet zu haben. Ökumenische Gebetswochen oder «ab und zu mal ein ökumenischer Kirchentag» seien dabei «bequeme Rituale» in dem Wissen, dass sich sowieso nichts verändert.
Für das 500-jährige Reformationsjubiläum 2017, auf das die evangelische Kirche mit der sogenannten Lutherdekade seit Jahren hinarbeite, haben «wir uns alle viel vorgenommen», sagte Lammert weiter. Es werde «grandiose Veranstaltungen, Tagungen und Ausstellungen» geben und der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk werde sicherlich einige «grandiose Gottesdienste» übertragen. «Danach bleibt aber alles wie es war.»
Christus sei aber nicht teilbar, betonte Lammert. «Es gibt ihn nicht in verschiedenen Versionen.» Es gebe ihn ganz oder gar nicht.« Am gemeinsamen Tisch Jesu hätten auch die Ämter in den Kirchen nur zu dienen.
Das Verbindende zwischen allen Christen sei die gemeinsame Taufe. »So lange wir es aber für sicher halten, dass wir nichts an der Kirchenteilung ändern können, sondern, wenn überhaupt, nur andere, bleibt alles so wie es ist«, kritisierte Lammert. Insofern bleibe die Frage: »Wollen wir es überhaupt?", so der Bundestagspräsident.