21.04.2020
Andreas Erdmann über Vernetzung und niedrigschwellige Zugangsmöglichkeiten
Berlin (epd). Gottesdienste und interaktive Angebote im Internet sind nach Meinung des Berliner Landesonlinepfarrers Andreas Erdmann eine Chance für Kirchen und Gemeinden. Es sei wichtig, auf die Menschen zuzugehen und sie mit dem Evangelium dort zu erreichen, wo sie sich befinden. Dies gelte "sowohl örtlich als auch inmitten ihres Lebens", sagte Erdmann in Berlin dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Eine virtuelle Online-Kirche wäre eine niedrigschwellige Zugangsmöglichkeit für Menschen, "die nicht vor Ort in die Gemeinde gehen, um sich im Gemeindebüro vorzustellen oder den für sie fremden Kirchenraum mit der unverständlichen Liturgie in einem Gottesdienst besuchen möchten". Durch die Corona-Krise habe die Digitalisierung der Gemeindeangebote einen deutlichen Schub erfahren, sagte Erdmann weiter.
Zudem gebe es bereits jetzt innerhalb vieler Gemeinden die Vernetzung "nur eben leider häufig über datenschutzbedenkliche Plattformen". "Hier könnte eine gemeinsame virtuelle 3D-Kirchenlandschaft auf selbst verwalteten Systemen der Kirche eine rechtskonforme Unterstützung auch für die Arbeit vor Ort sein", sagte Erdmann.
Insbesondere dort, wo Glaubende weit getrennt voneinander lebten, beispielsweise Konfirmandenkurse aufgrund der Entfernungen nicht mehr vor Ort stattfinden können, dürfte eine Online-Kirche hilfreich sein, sagte der Theologe weiter. Erdmann ist als Landesonlinepfarrer Ansprechpartner für Fragen der Digitalisierung in der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Auf seiner Homepage finden Kirchengemeinden viele Tipps für eigene Online-Angebote.
Erdmann plädierte dafür, der Kreativität beim Ausbau der interaktiven Angebote freien Lauf zu lassen. Als Beispiel verwies er auf einen sogenannten MineCraft-Gottesdienst am Ostersonntag, organisiert von der Cansteinschen Bibelanstalt Berlin und unterstützt durch die EKBO. Dort habe es die Möglichkeit gegeben, auf Youtube oder der Gaming-Plattform Twitch Jesu Leben vom Leiden bis zur Auferstehung im Spiel mitzugehen. Auch könnten im Rahmen eines live übertragenen Gottesdienstes Fürbitten über einen Chat- oder Messengerdienst von den Mitfeiernden eingebracht und dann im Gottesdienst vorgelesen und gebetet werden, nannte Erdmann ein weiteres Beispiel.
epd-Gespräch: Lukas Philippi