Nachschauen: Ökumenischer Gottesdienst aus der Dorfkirche Lankwitz

26.04.2020

Sehen Sie hier den Gottesdienst aus dem RBB Fernsehen, wie er am Sonntagmorgen gefeiert worden ist – und lesen Sie die Ansprachen nach

Gottesdienst aus der Dorfkirche in Lankwitz. Foto: EKBOGottesdienst aus der Dorfkirche in Lankwitz. Foto: EKBO

"Der Herr ist mein Hirte"heißt es in Psalm 23, "nichts wird mir fehlen". Unter diesem Leitgedanken stand der ökumenische Gottesdienst, der aus der malerischen alten Dorfkirche in Berlin-Lankwitz am Sonntag im RBB Fernsehen übertragen wurde.

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Pfarrerin Dorothea Preisler erläuterte, warum ihr das Evangelium vom guten Hirten (Johannes 10, 11-16) außerordentlich viel bedeutet. Hier zum Nachlesen:

"Wir brauchen jemanden, an dem wir uns orientieren können. Unser Leben ist in diesen Wochen so voller Unsicherheit. Was heute geplant und organisiert war, kann morgen schon nicht mehr umgesetzt werden. Plötzlich keine Schule mehr, der Betrieb geschlossen, das Konzert, die Ausstellungseröffnung abgesagt. Keine Kinderbetreuung durch die Großeltern mehr, der Ehepartner im Seniorenheim ohne Besuch. Gottesdienste fallen aus. Noch nie in meinem Leben habe ich das Osterfest nicht in einer Kirche gefeiert, nicht mal im Krieg - Ich hätte nie gedacht, daß ich das einmal erleben muß. So sagte es mir eine Dame aus unsrer Gemeinde. Wir sind unsicher und traurig in den letzten Tagen und Wochen, nur langsam finden wir uns zurecht in einer neuen Realität. Alles ist so anders, schwebend, unwirklich. Wir könnten jemanden gebrauchen, an dem wir uns anlehnen können. Wenn alles plötzlich ganz anders ist, wenn Verunsicherung und Krankheit unser Leben bedrohen, brauchen wir jemanden, an dem wir uns aufrichten können.

Angst und Verunsicherung rufen in uns die Sehnsucht nach einer Leitfigur wach. Es gab in den letzten Wochen viele, die sich als Leitfiguren angeboten haben. Manche hatten schnelle Lösungen bei der Hand, manche haben Leid und Unsicherheit so lange geleugnet, bis sie selbst auf der Intensivstation lagen. Manche waren ehrlich. Dankbar durften wir erleben, daß in unserem Land etliche Verantwortliche das Leben höher bewerteten als Geld und Normalität. Daß auf die Schwachen und Kranken Rücksicht genommen wurde, daß jedes einzelne Leben, jeder Mensch als gleich wertvoll angesehen wurde.

Unsere Sehnsucht, wenn wir ängstlich und unsicher sind, geht aber tiefer. Wir können es schlecht aushalten, daß es für manche Probleme keine Lösung gibt. Durch manches tiefe Tal muß man einfach gehen. Manche Traurigkeit muß man durchleiden. Die Traurigkeit, die Langeweile, wenn man seine Freunde in der Grundschule wochenlang nicht sieht. Die Angst, wie es mit der Abschlussprüfung werden soll, wenn man doch gar keine Nerven oder Möglichkeiten zum Lernen hatte. Die Unsicherheit, ob ich meine Ausbildung, mein Studium zum regulären Termin aufnehmen kann. Die Enttäuschung, daß der Abiball, die liebevoll und lange vorbereitete Hochzeit nicht stattfinden können. Die Einsamkeit, wenn man die Wohnung nicht verlassen soll. Die unaussprechliche Verzweiflung, wenn man nach 60 Jahren Ehe den Ehepartner nur mit Gummihandschuhen und Atemschutzmaske ein letztes mal küssen und in den Arm nehmen kann.

Durch manches tiefe Tal muß man einfach gehen. Lösungen gibt es da nicht. Fragen werden ohne Antwort bleiben. Was hilft, ist Verständnis. Am Sonntag des Guten Hirten möchte Jesus uns begegnen. Er möchte, daß wir ihn in den Blick nehmen. Er stellt sich nicht als starken Mann dar, der alles weiß und für alles eine schnelle Lösung hat. Wir sollen uns an ihm orientieren, an seiner Verletzlichkeit, an seinem Leiden, an seiner Traurigkeit. Er ist wie wir. Für eine Leitfigur ist das ein Widerspruch. Auf den ersten Blick ist er nicht stark und allmächtig, so wie wir es auch nicht sind. Er sagt: ich lasse mein Leben für die Schafe. Er malt von sich das Bild des ohnmächtigen Heilands, hilflos, verspottet, verlassen, geschlagen.

Und der soll helfen?, fragen wir? Der ist doch selbst hilfebedürftig, geht doch selbst durch dunkle Täler. Das alles stimmt. Aber er hat Gott vertraut. Er ist den Hilflosen ein Helfer geworden. Er weiß, wie es uns geht, wenn wir schwach, enttäuscht, traurig und verzweifelt sind. Er weiß, daß es in manchen Situationen keine Lösung gibt. Er hat gesagt: Ich lasse mein Leben für die Schafe. Wenn wir es schaffen, Jesus, den Guten Hirten als Auferstandenen zu glauben, dann gibt es in unserem Leben einen, der uns versteht. Dann ist jemand da, der unsere Klagen und unsere Probleme auch dann noch ernst nimmt, wenn uns kein Mensch mehr zuhören will, wenn uns keiner mehr helfen kann. Jesus ist nicht steckengeblieben in seiner Ohnmacht. Er hat Gott vertraut, Gott hat durch ihn dem Tod die Macht genommen. Der Gute Hirte lädt uns ein zu einem Leben mit Gott. Wer Gott vertraut, der wird durchgetragen, auch durch das dunkelste Tal.


Der katholische Pfarrer von Marienfelde-Lankwitz, Harry Karcz, sprach über die Bedeutung von Engagement und Solidarität in krisenhaften Zeiten:

"Liebe Schwestern und Brüder im Herrn,

meistens bin ich, wenn ich irgendwohin will, im Auto unterwegs, gerade jetzt in der Corona-Zeit wieder häufiger. Die Linienführung der Busse und die einzelnen Haltestellen sind mir daher nicht ganz so geläufig – auch nicht hier in Marienfelde und Lankwitz. Ich habe dann schon sehr genau darauf zu achten, wann und wo ich austeigen muss. Zu oft hatte ich schon den richten Augenblick verpasst. Na ja, das kommt eben davon, wenn man nur selten mit den „Öffentlichen“ fährt. Deshalb saß ich neulich sehr gespannt in einem Bus und schaute ständig nach draußen. Ich wollte diesmal rechtzeitig auf den Türöffner drücken, damit der Fahrer auch wirklich anhält und ich an der richtigen Stelle aussteige. Die Welt sieht vom Busfenster irgendwie anders aus, als wenn ich im Auto schnell durch die Straßen rase. Während ich also konzentriert nach mir bekannten Objekten schaute, ertönte plötzlich eine Durchsage: „Nächste Haltestelle Vom Guten Hirten“. Toll, genau dahin wollte ich. So heißt die Kirche, wo ich Pfarrer bin. Ich musste also nur auf die richtige Ansage hören, dann kann nichts schief gehen.

Diese Empfehlung gebe ich nun oft anderen, wenn sie zu mir wollen: Einsteigen in den richtigen Bus und dann einfach nur aufmerksam hinhören. Der Name der Haltestelle ist der passende Hinweis, um ans Ziel zu gelangen.

Einen so ähnlichen Ratschlag gibt Jesus seinen Zuhörenden in den vielen Gleichnissen „Vom Guten Hirten“, die er sehr gerne immer wieder entfaltet. Da heißt es einmal: „Die Schafe kennen die Stimme ihres Hirten und folgen ihm …“

Was für ein Vertrauen hat Jesus da in unsere Fähigkeiten! Er weiß aber auch um unsere Schwächen und Fehler: „Wer Ohren hat zu hören, der höre!“ mahnt er eindringlich. Es kommt also darauf an, seine Begabungen auch zu nutzen, eben hinzuhören, aufmerksam zu sein, um auch wirklich die richtige Stimme von all den anderen zu unterscheiden und zu erkennen. Ich denke, das gilt gerade in unserer gegenwärtigen Zeit, wo so vieles auf uns eindringt, uns umwirbt, sich anbiedert oder laut auf sich aufmerksam macht.

Die Empfehlung der Fachleute in der Corona-Krise ist es, sich nicht unsicher machen zu lassen durch Verschwörungstheorien oder Desinformationen, sondern auf die richtige Stimme zu hören. Wir machen alle gerade eine außergewöhnliche und ungewohnte Situation durch mit vielen Unsicherheiten und Befürchtungen, Sorgen und Ängsten. Ich kann ihnen ganz ehrlich sagen, dabei hat mir bis jetzt die Zusage Jesu „Ich bin der gute Hirte“ Kraft und Zuversicht gegeben. Vor allem sein Vertrauen bestärkt mich, das ich im Hinhören auf ihn, meinen Weg gehen kann und zum Ziel komme.

Und noch etwas anderes habe ich wieder neu entdeckt: Ich bin viel aufmerksamer und empfänglicher geworden in diesen Tagen der Quarantäne für ein aufmunterndes und bestärkendes Wort, egal ob per Anruf oder E-Mail, ob über einen der neuen moderne Messenger, die wir jetzt alle so häufig nutzen.

Jedes Zeugnisgeben von der Hoffnung, die mich erfüllt – kann anderen Orientierung sein, die richtige Haltestelle nicht zu verpassen, um wirklich anzukommen, wo ich im Leben hingehöre. Zahlreiche Initiativen, Aktionen und Hilfen untereinander, in der Familie, in der Nachbarschaft, im Freundeskreis und unseren Kirchengemeinden haben darin ihren Ursprung. Für die „Zeit nach Corona“ wünsche ich uns, dass diese guten Erfahrungen nicht nur in Erinnerung bleiben, sondern auch weiterhin führen und das Handeln motivieren!"

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