25.10.2023
„Frieden schaffen – ohne Waffen!?“
Der Auftakt des diesjährigen „Lichtenberger Dialogs“ am 17. Oktober 2023 war geprägt vom gegenseitigen Zuhören, vom Austausch von Argumenten und vom Geltenlassen eigener Erfahrungen. Der Referent und das Thema stießen auf große Resonanz: Mehr als 80 Besucher:innen waren in den Großen Saal des Hauses des Kirchenkreises in Berlin-Lichtenberg gekommen.
Altbischof Wolfgang Huber ging in seinem Vortrag von der These aus, dass das 5. Gebot „Du sollst nicht töten!“ so zu verstehen ist, dass man zum einen verpflichtet sei, nicht anderen Menschen das Leben zu nehmen – das 5. Gebot enthalte aber auch die Verpflichtung, es nicht zulassen zu dürfen, dass andere Menschen getötet werden. Huber sprach sich in der Konsequenz dafür aus, dass es legitim für den einzelnen Menschen und auch staatliche Einheiten sei, „sich zu wehren, wehrhaft zu sein“. Dass sich die Ukraine gegen den Angriffskrieg Russlands verteidige, könne auch von Christinnen und Christen gutgeheißen werden. Huber spannte einen weiten Bogen von den religiösen Vorstellungen des „gerechten Friedens“ und „gerechten Krieges“ bis hin zu Widersprüchen pazifistischer Vorstellungen in der Bibel selbst. Diese Widersprüche gelte es auszuhalten. Auch und gerade gegenwärtig werden Fragen der Gewaltfreiheit, des Pazifismus‘ ganz unterschiedlich beantwortet: „Wir haben diese Unterschiede gelten zu lassen – in dem Bemühen, vom anderen zu lernen.“
Die anschließende Diskussion bot breiten Raum zu Nachfragen und persönlichen Statements. Wolfgang Huber schien die Offenheit und persönliche Tiefe der Beiträge berührt zu haben: „Diesen breiten Erfahrungsschatz, den Sie mir heute Abend geschenkt haben, nehme ich in mein Dankgebet für diesen Tag mit auf: Haben Sie vielen Dank!“
(Text: Evangelischer Kirchenkreis Berlin Süd-Ost)