Olympioniken im KZ Buchenwald

25.07.2024

Von Matthias Thüsing (epd)

Sport, Politik und persönliche Schicksale. All das steht auch mit der Geschichte des KZs Buchenwald in Verbindung. Auf dem Ettersberg treffen unterschiedlichste Biografien aufeinander, die Bezüge zur Geschichte der Olympischen Spiele aufweisen.

Die Ausstellung „Fußball und das KZ Buchenwald“ auf dem Gelände der gleichnamigen KZ-Gedenkstätte erinnert noch bis zum 31. August an die Leiden von ehemaligen Spielern dieser Sportart. Sie wurde anlässlich der diesjährigen Fußball-Europameisterschaft konzipiert. Doch die Schau weist auch auf Sportler wie den 1901 in Budapest geborenen Henrik Nádler hin, der vor 100 Jahren als Mitglied der ungarischen Fußballnationalmannschaft an den Olympischen Sommerspielen teilnahm, die wie die am kommenden Freitag beginnenden ebenfalls in Paris stattfanden. Nádler wurde 1944 in das Außenlager des KZs Buchenwald in Ohrdruf deportiert und kurz vor Kriegsende auf den Todesmarsch nach Bergen-Belsen geschickt. Dort verliert sich seine Spur.

Auch andere ehemalige Teilnehmer von Olympischen Spielen litten in Buchenwald und anderen deutschen Konzentrationslagern, so etwa Thierry de Briey (1895-1945). Der belgische Adlige hatte 1920 an den Olympischen Spielen in Antwerpen teilgenommen. Nach der Besetzung seines Heimatlandes hatte er sich der dortigen Widerstandsbewegung angeschlossen und wurde 1944 verhaftet. Er starb nach der Inhaftierung im KZ Buchenwald und dem Außenlager von Mittelbau Dora auf einem Todesmarsch.

Die Schicksale dieser und weiterer in Buchenwald inhaftierten Olympioniken seien bisher nicht im Einzelnen aufgearbeitet, erklärte ein Sprecher der Stiftung KZ-Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora. Dies werde möglicherweise zu den nächsten Olympischen Sommerspiele 2028 geschehen. Dann würden auch die Geschichten von Walter Meyer (1904-1940) und Karl Ferdinand Ritter von Halt (1891-1964) beleuchtet. Beide Ex-Olympioniken seien ebenfalls in Buchenwald inhaftiert gewesen, jedoch nach 1945, als es ein sowjetisches Speziallager war.

Nach Kriegsende wurde etwa der ehemalige Weltklasse-Ruderer Walter Meyer von Angehörigen der Roten Armee in Tangermünde in Sachsen-Anhalt verhaftet. Der Gewinner der Goldmedaille im Vierer bei den Olympischen Sommerspielen von 1932 in Los Angeles war nach seiner Sportkarriere in die Geschäftsführung des elterlichen Süßwarenkonzerns gewechselt.

Meyer war seit 1933 Mitglied der NSDAP. Das Unternehmen produzierte während des Zweiten Weltkriegs Panzerschokolade für Soldaten und beschäftigte dafür mindestens 800 Zwangsarbeiter. Mayer wurde 1947 ins sogenannte Speziallager II in Buchenwald gebracht, wo er 1949 laut Totenschein an Tuberkulose starb.

Der Mehrkämpfer und Fahnenträger der Olympischen Spiele von 1912 in Stockholm, Karl Ferdinand Ritter von Halt, war auch nach seiner aktiven Laufbahn als Sportler eng mit dem Nationalsozialismus, aber auch mit dem Olympischen Komitee (IOC) verbunden, in das er 1929 gewählt wurde. Der Bankier wurde ein Fürsprecher für den Zuschlag der Olympischen Sommerspiele von 1936 an Berlin. Überliefert ist etwa ein Treffen mit Adolf Hitler (1889-1945), der ihm versprach, die Unversehrtheit ausländischer Athleten zu garantieren. Damit war der Weg frei für die Vergabe der Spiele nach Berlin.

Von Halt wurde 1945 von der Roten Armee in Berlin verhaftet und 1946 nach Buchenwald gebracht. Aus der Gefangenschaft wurde er auch mithilfe des IOC im Jahr 1950 entlassen. Der Sporthistoriker Arnd Krüger betont, das IOC habe seine Freilassung zur Bedingung für Aufnahmeverhandlungen mit der Sowjetunion gemacht. Bereits 1951 wurde von Halt zum Präsidenten des Nationalen Olympischen Komitees in Westdeutschland gewählt. Auf der Internetseite des IOC heißt es über von Halt, er habe während des Dritten Reiches zum Freundeskreis Reichsführer-SS gehört, einer Gruppe von deutschen Industriellen in der NS-Zeit.

Die Ausstellung "Fußball und das KZ Buchenwald" ist noch bis zum 31. August dienstags bis sonntags und an Feiertagen von 10 bis 18 Uhr zu sehen.

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