26.09.2022
Der Vorsitzende des Verbandes evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer in Deutschland, Andreas Kahnt, plädiert trotz pazifistischer Haltung von Christen dafür, die Waffenlieferungen an die Ukraine moralisch mit zu tragen. „Der Ukraine in dieser Situation Gewaltfreiheit abzuverlangen, ist zynisch“, sagte Kahnt am Montag laut Redemanuskript auf der Mitgliederversammlung des Verbandes von Pfarrerinnen und Pfarrern in Leipzig. Dies gelte umso mehr, wenn das Leben und die Integrität eines ganzen Volkes angegriffen werde.
„Das Land in jeder Hinsicht, auch mit Waffen, zu unterstützen, ist eine Frage, deren Beantwortung vor dem Hintergrund eigener Friedensethik äußerst komplex ist“, sagte Kahnt. Sie führe in das „Dilemma, einerseits alles für den Frieden tun zu wollen, es aber ohne Waffen nicht zu können“.
Dieses Dilemma lasse sich nicht lösen. Aber es lasse sich „aushalten, indem am eigenen, unbedingten Willen zum Frieden und zum Pazifismus festgehalten, der Ukraine aber die Nothilfe nicht verweigert wird“, sagte Kahnt. Diese Nothilfe sei Unterstützung zu rechtserhaltender Gewalt in einer konkreten Ausnahmesituation.
„In einer solchen Situation darf der Pazifismus eine Ausnahme machen, ohne sich selbst zu verleugnen“, sagte Kahnt. Nichts zu tun, wäre eine Haltung, die den Pazifismus zu einer Sache privilegierter Menschen machte, „die das Glück haben, in einem Land zu leben, in dem seit mehr als 70 Jahren Rechtsstaatlichkeit und die Abwesenheit von Krieg den gesellschaftlichen Diskurs bestimmen“.
(epd)