01.09.2014
1. September 2014. Potsdam (epd). Die evangelische Landeskirche hält an dem umstrittenen Wiederaufbau der Potsdamer Garnisonkirche als Ort der Friedens- und Versöhnungsarbeit fest. Die Kirchenleitung halte die Auseinandersetzung mit der Geschichte, die öffentliche Diskussion und den Betrieb eines Zentrums für Dialog und Versöhnung weiterhin für dringend erforderlich, heißt es in einer am Sonntag verbreiteten Pressemitteilung. Gedankt wird ausdrücklich den in Stiftung, Fördergesellschaft, Nagelkreuzgemeinschaft und Profilgemeinde aktiven Personen für ihren Einsatz um den Wiederaufbau. Die Kirchenleitung wünsche dem Projekt weiterhin gutes Gelingen, heißt es weiter.
Um den Wiederaufbau der im Zweiten Weltkrieg zerstörten und in der DDR abgerissenen Garnisonkirche tobt seit Monaten ein heftiger Streit. Gegner des Projekts fürchten eine Verklärung der deutschen Geschichte und ausufernde Kosten und haben ein Bürgerbegehren gegen die Wiederaufbaupläne durchgesetzt. In der Folge will Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) einen Antrag zur Auflösung der kirchlichen Baustiftung stellen.
Mitte der Woche hatte zudem eine Initiative «Christen brauchen keine Garnisonkirche» einen Aufruf veröffentlicht, der von mehr als 70 Pfarrern und anderen Kirchenmitgliedern aus dem gesamten Bundesgebiet unterzeichnet ist darunter die frühere Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin (SPD) und Brandenburgs frühere Ausländerbeauftrage Almuth Berger.
Die Garnisonkirchenstiftung kritisierte daraufhin, die Initiative habe sich öffentlich positioniert, ohne vorher ein direktes Gesprächsangebot aufzunehmen. Die Auseinandersetzung um das Wiederaufbauprojekt mache deutlich, dass ein «Diskurs in Gesellschaft und Kirche zur Aufarbeitung der Vergangenheit, der preußischen, der nationalsozialistischen bis hin zu den Ereignissen der Nachwendezeit» nötig sei, betonte die Stiftung.
Am «Tag von Potsdam» am 21. März 1933 nutzten die Nazis die Garnisonkirche zur Inszenierung der Eröffnung des neu gewählten Reichstags. Nach aktuellen Planungen soll zunächst bis zum 500. Reformationsjubiläum 2017 der Kirchturm gebaut werden.