04.07.2023
Berlins evangelischer Bischof Christian Stäblein wirbt für Aufklärung über antijüdische Schmähplastiken an Kirchen. Durch die Verhüllung sei das antisemitische Relief im Kreuzgang des Doms zu Brandenburg an der Havel „nicht ohne Weiteres mehr zu sehen“, sagte er der Berliner Tageszeitung „nd“ (Print Dienstag/Online Montag). Wer sich für die Plastik aus dem 13. Jahrhundert interessiere, könne sie jedoch im Original am ursprünglichen Ort betrachten.
Die Verhüllung werde zudem mit Informationen über Inhalt und Kontext versehen, betonte Stäblein. So werde über die Geschichte aufgeklärt, „anstatt dass sie durch Entfernung ihrer Zeugnisse verdrängt wird“.
Der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz sagte weiter, bei einer Abnahme würde die Plastik aus Terrakotta möglicherweise zerstört. Zudem sei sie Teil eines Pfeilers, der für die Statik des Kreuzgangs eine wesentliche Rolle spiele. Eine Entfernung der Plastik könne deshalb zu bleibenden Schäden am denkmalgeschützten Kreuzgang führen.
Die Darstellung auf dem Relief sei zudem Teil eines Bildprogramms, das sich ohne erkennbaren antisemitischen Inhalt auf den Nachbarpfeilern fortsetze, sagte der Bischof. Mit der Entfernung der Schmähplastik würde dieses Programm laut Stäblein auseinandergerissen und wäre nicht mehr erkennbar. Jede Schmähplastik müsse individuell in ihrem jeweiligen historischen, geografischen und lokalen Kontext verstanden werden. Mit Blick auf andere Fälle forderte Stäblein, sich beim Umgang mit den jeweiligen Darstellungen an diesem Kontext zu orientieren.
(epd)