Statement von Bischof Christian Stäblein zum Flüchtlingsgipfel vom 16. Februar 2023

„Ein Flüchtlingsgipfel war dringend notwendig, ich bin froh, dass er stattgefunden hat. Er hat allerdings auch gezeigt, dass wir viel mehr Zusammenarbeit über die verschiedenen Ebenen hinweg brauchen. Die Kommunen brauchen in den gegenwärtigen Herausforderungen, das ist deutlich geworden, mehr Unterstützung.

Ich bedauere, dass weder Kirchen noch kirchliche Wohlfahrtsverbände beim Gipfel einbezogen wurden. Wir haben im letzten Jahr gemeinsam mit Staat und Zivilgesellschaft dafür gesorgt, dass die Erstaufnahmestrukturen für Geflüchtete nicht zusammen gebrochen sind. Zehntausende Menschen haben ehrenamtlich geholfen, haben ihre Wohnung geteilt oder Unterkunft angeboten. Sie tun das weiter mit all ihrem Engagement. Diese private Hilfe und der Einsatz der Kirchen sind ein wichtiger Baustein, um die Aufnahme der ukrainischen Flüchtlinge zu ermöglichen. Ein Jahr nach Beginn des schrecklichen Angriffskrieges bleibt das unsere zutiefst menschliche und christliche Aufgabe: Für die Menschen, die aus dem Krieg zu uns kommen, da sein.  

Wir kennen keine Geflüchteten erster und zweiter Klasse. Allen Menschen kommt die gleiche Würde zu. Es gibt keine Alternative zu Aufnahme und Integration, die ständigen Forderungen nach Abschiebungen sind in dieser Lage weder hilfreich noch realistisch. Viel sinnvoller wäre es, wie im Koalitionsvertrag angekündigt, Beschäftigungsverbote aufzuheben. Das schafft Erleichterung. Es braucht weiterhin Kreativität und große Kraftanstrengungen, beispielsweise bei Schul- und Kitaplätzen, bei den Beratungs- und Begleitungsstrukturen, bei den Sprach- und Integrationskursen. Die Menschen, die zu uns kommen, brauchen unsere Schutz. Ihr Würde zu wahren ist unser Auftrag. Gott ist bei den Menschen auf der Flucht.“