Träger der Kältehilfe fordern mehr Zuschüsse vom Berliner Senat

Die Träger der Berliner Kältehilfe fordern mehr Geld vom Senat. Dieser stellt demnach aktuell 17 Euro pro Kopf und Platz zur Verfügung. Gebraucht würden aber mindestens 30 Euro, um die Angebote in den Einrichtungen aufrechterhalten zu können. „Die staatliche Förderung entspricht lange nicht dem Umfang unserer Leistungen“, kritisierte die Direktorin des Diakonischen Werkes Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Ursula Schoen, am Mittwoch bei einer gemeinsamen Pressekonferenz in der Bundeshauptstadt: „Damit steht die Kältehilfe generell auf tönernen Füßen.“

Diese startet am Samstag in die diesjährige Wintersaison. Geplant ist, dass bis April bis zu 1.000 Menschen jede Nacht mit einem Schlafplatz versorgt werden und warmes Essen erhalten, teilte die Liga der Wohlfahrtsverbände mit. Finanziert werde die Kältehilfe, genauso wie die medizinische Versorgung von Obdachlosen, in hohem Maße durch Spenden.

Seit über 30 Jahren schließen sich dafür Kirchengemeinden, Wohlfahrtsverbände, soziale Träger und Hilfsorganisationen zusammen, um in Kooperation mit den Bezirken und dem Berliner Senat obdachlose Menschen kalte Nächte im Freien zu ersparen. Ursprünglich als rein ehrenamtliches Projekt gestartet, funktioniert die Kältehilfe mittlerweile als ein Miteinander von professioneller und zivilgesellschaftlicher Unterstützung.

Berlins Sozialsenatorin Katja Kipping (Linke) räumte auf der Pressekonferenz die Unterfinanzierung ein. Wie in vielen sozialen Projekten reiche auch in der Kältehilfe das Geld nicht, bedauerte Kipping. Jedoch hätten sich die Senatszuschüsse in den vergangenen Jahren vervierfacht - von fünf Millionen Euro 2017 auf 22 Millionen Euro in diesem Jahr. Sie wisse aber, dass durch die Energiekrise die Kältehilfe vor besonders großen Herausforderungen stehe.

Der Sozialstadtrat von Friedrichshain-Kreuzberg, Oliver Nöll, appellierte an die Senatsfinanzverwaltung, die staatlichen Pro-Kopf-Zuschüsse dringend anzuheben. „17 Euro waren auch vor Pandemie und Krieg schon nicht auskömmlich“, sagte der Linken-Politiker: „Wir erwarten, dass die Finanzverwaltung dem nachgeht.“ Allein für die Traglufthalle für etwa 100 Obdachlose am S-Bahnhof Frankfurter Allee rechnet Nöll in dieser Saison mit Kosten von 900.000 bis eine Million Euro.

Diakonie-Direktorin Schoen forderte von der Finanzverwaltung die sofortige Abschaffung der Kostendeckelung und die Einführung eines vereinfachten Antragsverfahrens für die Kältehilfe. Caritas-Direktorin Ulrike Kostka verwies zudem auf die medizinische Versorgung von Obdachlosen, die derzeit ausschließlich durch ehrenamtliches medizinisches Personal und Spenden ermöglicht werde. „Ohne Zuschüsse durch das Erzbistum Berlin könnten wir das nicht anbieten“, sagte Kostka. Das könne so nicht bleiben. Der Zugang zu medizinischer Versorgung sei ein Menschenrecht, das auch für Obdachlose gelte.

Neben den 650 Kältehilfeplätzen, die nur in der Wintersaison zur Verfügung stehen, gibt es den Angaben zufolge 305 Plätze in ganzjährigen Notübernachtungen. Wegen der Corona-Pandemie seien diese Plätze aber deutlich reduziert worden.

(epd)