Trauerfeier für Rudolf Weckerling

23. Februar 2014. Berlin (epd). Familie, Freunde und Weggefährten haben am Sonntag Abschied von einem der letzten Pfarrer der NS-kritischen Bekennenden Kirche genommen. Der evangelische Theologe und Friedensaktivist Rudolf Weckerling, der am 31. Januar mit 102 Jahren in Berlin gestorben ist, soll später in einem Ort im Rheingau beigesetzt werden, teilte seine Familie mit. Seine Fürsprache für den inhaftierten Pfarrer Martin Niemöller hatte den Theologen einst selbst in Gestapohaft gebracht. Zu dem Gottesdienst in der Annen-Kirche in Berlin-Dahlem wurden mehrere hundert Menschen erwartet.

Rudolf Weckerling wurde am 3. Mai 1911 in Biebrich, heute Wiesbaden, geboren. Nach dem Theologiestudium in Heidelberg, Rostock, Berlin und Marburg ging er 1933 und 1934 als Austauschstudent nach England und nahm dort Kontakt zu NS-Gegnern auf. Danach wurde er Vikar und Pfarrer in Gießen und kam 1938 erstmals in Haft. Auch seine Ehefrau, die Theologin Helga Weckerling, engagierte sich in der Bekennenden Kirche.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war Rudolf Weckerling bis 1953 Pfarrer in Berlin-Spandau, danach Studierendenpfarrer der Humboldt-Universität in Ost-Berlin und von 1954 bis 1964 Studierendenpfarrer an der Technischen Universität und der Hochschule der Künste in West-Berlin.

Danach ging Weckerling bis 1970 als Pfarrer nach Beirut im Libanon, anschließend war er Mitarbeiter des Ökumenisch-Missionarischen Instituts in Berlin. Nach seinem Ruhestand 1981 mit 70 Jahren übernahm der Theologe vorübergehend Pfarrstellen in Kenia und Nigeria.

Rudolf Weckerling setzte sich nach dem Holocaust stark für die kirchliche Friedensarbeit ein. Dazu gehörten der christlich-jüdische Dialog und die Forderung nach einer Aussöhnung zwischen Deutschen und den Menschen in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion.

Nach dem Tod seiner Frau 1993 gründete er 2005 die Helga-Weckerling-Stiftung, die sich für die Verständigung mit Menschen aus Osteuropa einsetzt und die Arbeit der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste unterstützt. Rudolf Weckerling engagierte sich bis fast zuletzt weiter aktiv in der evangelischen Kirche und war auch als Herausgeber und Übersetzer tätig.