"Uns alle verbindet die Hoffnung auf eine gute Zukunft"

20.04.2020

Pfarrer und Seniorenheim-Seelsorger Stefan Kuhnert im Interview

Pfarrer Stefan Kuhnert. Foto: privat // Ein alter Mensch beim Gebet. Foto: Christian Newman, UnsplashPfarrer Stefan Kuhnert. Foto: privat // Ein alter Mensch beim Gebet. Foto: Christian Newman, Unsplash

ekbo.de: Herr Kuhnert, wie würden Sie denn die aktuelle Situation in den Altenpflegeheimen beschreiben?

Stefan Kuhnert: In den beiden Altenpflegeheimen, in denen ich arbeite, wird darauf geachtet, alle in dieser Situation erforderlichen Vorgaben einzuhalten. Das bedeutet natürlich unter anderem, dass kein Besuch mehr Eintritt erhält. Auch Angebote wie Physiotherapie, Musiktherapie, Fußpflege etc. darf nicht mehr durch Externe stattfinden. Ich halte mich ebenfalls an diese Besuchseinschränkungen. Die meisten Bewohner haben dafür Verständnis. Die Maßnahmen sind erfolgreich und so können die Verantwortlichen für die Heime stolz die Statistiken zitieren, nach denen die Spandauer Altenpflegeheime coronamäßig gut da stehen.

Dennoch ist die ganze Situation natürlich schwierig. Dabei sind es gar nicht mal die dementen Bewohner, die am meisten unter den Beschränkungen leiden, sondern diejenigen, die sich bisher noch recht selbständig um etwaige Besorgungen gekümmert haben. Es erfüllt sie verständlicherweise mit Unwillen, da sie momentan ja soziale Kontakte meiden sollen.

Was macht das mit den Bewohnerinnen und Bewohnern, für die ein geregelter Tagesablauf Sicherheit und Schutz bietet?

Trotz allem bleibt der Tagesablauf natürlich geregelt. Immerhin bleibt der größte Taktgeber, nämlich die Mahlzeiten, ja unverändert. Sie geben den Leuten weiterhin Struktur und Sicherheit. Etagenübergreifende Veranstaltungen (Musikgruppen, Literaturkreis, Verkaufsveranstaltungen etc.) entfallen allerdings und auch Betreuungsangebote wie Ergotherapie finden nur noch stationsweise statt. Dazu kommt leider das Wegfallen des davor recht gut besuchten Gottesdienstes, der für eine Reihe von Menschen fest im Ablauf stand. Letztendlich ist das zur Zeit gebotene Spektrum also eingeschränkt und wenig differenziert.

Wie gehen die Angehörigen mit dieser schwierigen Situation um?

Sehr fantasievoll und überwiegend geduldig. Man sieht Bewohner*innen winkend am Fester stehen, während die Angehörigen vom Vorgarten aus den Gruß erwidern. Enkel malen Bilder, Lyriker dichten Gedichte und Geschenke werden beim Pförtner abgegeben. Es gibt auch pfiffige alte Menschen, die sich nun mit WhatsApp und Skype auseinandersetzen. Alle erinnern sich an vergangene schöne Zeiten und hoffen dabei auf eine gute Zukunft. Es werden bereits jetzt Ausflüge geplant oder Feiern. Natürlich gibt es aber auch die etwas kritischen Angehörigen, die sich nach der Verfassungsrechtlichkeit der Maßnahmen erkundigen.

Vor welchen besonderen Herausforderungen stehen Sie hier als Seelsorger?

Es ist natürlich schwierig, dass all die zwanglosen Begegnungen und Unterhaltungen nicht mehr stattfinden können. Denn diese sind letztendlich das Fundament für die Seelsorge. Das bedeutet für mich nun konkret, dass ich beispielsweise nicht mehr aufs Geratewohl von Etage zu Etage zu den Menschen gehen kann.

Die ganze Situation hat sich für mich also verändert und ich habe verschiedene Wege gesucht, um mich entsprechend anzupassen. Zuerst einmal ließ ich mir von beiden Heimleitungen explizit versichern, dass ich bei ausdrücklichen Seelsorgewünschen Zutritt erhalte. Auch kleinen Dingen schenke ich Beachtung. So habe ich aktuell sichergestellt, dass meine Telefonnummer noch an allen "schwarzen Brettern" hängt. Außerdem veröffentliche ich nach wie vor in jeder Nummer der Hauszeitung eine Seite "Alltäglichkeiten aus der Bibel".

Die evangelischen Bewohner*innen erhielten darüber hinaus noch einen persönlich adressierten Osterbrief von mir. Mit einigen Menschen blieb außerdem ersatzweise ein telefonischer Kontakt bestehen. Uns alle verbindet die Hoffnung auf eine gute Zukunft.

Stefan Kuhnert ist evangelischer Pfarrer in der Spandauer Neustadt. Er ist je zur Hälfte als Gemeindepfarrer in der Lutherkirchengemeinde und als Seelsorger in zwei Seniorenheimen tätig

Die Fragen stellte Bianca Krüger, Mitarbeiterin der Öffentlichkeitsarbeit der EKBO

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