Wanderausstellung: "Belarus - Land ohne Bilder" im Evangelischen Zentrum

22.05.2023

Grußwort zur Ausstellungseröffnung von Pröpstin Christina-Maria Bammel

Liebe Gäste, liebe Interessierte! Liebe Schülerinnen und Schüler, lieber Vadzim Subach, lieber Pfarrer Leye, liebe Frau Direktorin Hollitzer-Bennör, liebe Gäste aus Belarus, Sie vor allem!

Es gibt kaum noch Bilder, fast gar keine Bilder mehr! Aus Belarus. Ein Regime und seine Handlanger sorgen in systematischer Weise dafür, dass Plätze wie leergefegt, kleinste Zeichen des Widerstands in Windeseile weggeräumt werden, dass nur noch die staatlich genehmigten inszenierten Feier- und Alltagswelten gezeigt werden. Die Menschenrechtssituation in Belarus ist eine einzige von Menschen gemachte Katastrophe! An den Schulen und Universitäten sind so gut wie alle studentischen Selbstverwaltungen unterbunden und verboten. Gesinnungen werden abgefragt, Vernehmungen am laufenden Band finden statt. Zu wessen persönlicher Biographie es gehört, erinnert sich hier sicherlich an eigene Erfahrungen in der DDR nicht nur der fünfziger Jahre. Das System des Kleinhaltens, Niedermachens, der Brutalität und Tötungsbereitschaft ist noch perfider geworden in diesem diktatorisch regierten Land Belarus.

Menschen, die sich längst nicht mehr alles gefallen lassen wollen, geraten wegen ihrer Aufrichtigkeit und ihres Protestes in existenzielle Not, werden tödlich bedroht. Sie brauchen vor allem internationale Unterstützung. Sie sind darauf angewiesen zu wissen, dass die Welt nicht wegsieht. Darum diese Bilder, die ab heute hier vor aller Augen die sichtbaren Spuren des Widerstands um der Freiheit, der Meinungs- und Presse-, der Wahlfreiheit wegen in unseren Arbeitsalltag hinein hängen. Sie gehen unter die Haut. Sie dürfen uns nicht vergessen lassen. Nein, Belarus darf nicht das Land ohne Bilder bleiben. Wir müssen die Bilder der mutigen, der gejagten, aber hoffentlich alle zu rettenden Menschen sehen. Es geschieht in unserer Nachbarschaft. Zunehmende Militarisierung, Denunziation, Abholungen in der Nacht! Diese Bilder zeigen das hässliche Gesicht eines Regimes. Sie sind unter hohen Risiken außer Landes gebracht worden. Geben wir ihnen die Ehre und schauen hin.

Auch den Schülerinnen und Schüler der 11. Klasse des Ev. Johanniter Gymnasiums aus Wriezen ist klar geworden, was das Sichtbare bedeutet. Willkommen Ihnen heute hier mit Ihrer Direktorin und Ihrem begleitenden Lehrer. Sie haben sich davon berühren lassen und sind sich einmal mehr klar geworden: Es gibt eine gemeinsame Verantwortung zu tragen. Die haben Sie mit übernommen. Demokratie, Freiheit und Lebensrechte, Menschenrechte, das alles ist keine Selbstverständlichkeit. Menschen sind bereit, alles dafür einzusetzen, auch ihre persönliche Freiheit und ihr Leben. Sie kämpfen gegen die Angst, man sieht es auf den Bildern, aber sie kämpfen für die Demokratie. Wie kostbar sie einem dadurch abermals wird, wenn die Augen auf den Fotos verweilen. Wir sind den Fotografinnen dieser Bilder der Wanderausstellung zu tiefem Dank verpflichtet! 

Ich sehe Hoffnungszeichen: Menschen, die ihre Oppositionsarbeit aus Deutschland und aus Polen heraus fortsetzen, die da sind für andere Fliehende, die mithelfen, ganz lebenspraktisch. Ich sehe Hoffnungszeichen mit solchen Vereinen wie Mara e.V., die Netzwerke der Hilfe organisieren – für die geflohenen Jugendlichen, Frauen, Kinder, Männer. Netzwerke der Verständigung und der Integration nach traumatischen Erfahrungen. Zeichen des Neubeginns. Sich hier zu engagieren, kann so einfach sein! Zum Beispiel bei Mara e.V.!

Alles beginnt mit dem Hinsehen.

Tun wir das heute und in den kommenden Wochen.

Stehen wir dafür ein, dass wir als Hoffnungsgemeinschaft nicht für uns selbst da sind, sondern auch für unsere bedrängten europäischen Nachbarn!

Danke.

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