Was uns das Fußballspiel besonders lehrt

Am kommenden Wochenende spielt erst der Hamburger SV im Olympiastadion gegen Hertha. Und am Sonntag folgt ein Duell von Union Berlin beim FC St. Pauli in Hamburg, im Stadion am Millerntor. Das ist doch mal ein besonderes Aufeinandertreffen. Kräfte messen zwischen Hamburg und Berlin, in durchaus bemerkenswertem Rahmen. Die über die Geschichte eher als Underdogs eingestuften Klubs spielen das Bundesligaduell. Und die über die Jahrzehnte eher renommierten Teams treffen in der 2. Liga aufeinander.

Eine Momentaufnahme, die zeichenhaft sagt, wie wechselvoll das Leben eben ist. Das macht ja den Sport aus. Er bildet das Leben ab, die Aufs und Abs. Die Enttäuschungen, die Leidenschaft.

Wenn Sie sich jetzt fragen, warum ich als Bischof nun auch noch über Fußball rede, will ich sagen: Sport – und Fußball besonders – ist eine hervorragende Schulung in Teamplay, von dem ich meine, dass wir es viel mehr in unserer Gesellschaft brauchen. Dazu der Fairnessgedanke, die Achtung vor dem Nächsten. Und schließlich, aus meiner Sicht elementar für menschliches Zusammenleben: Verlieren können.

Anderen bei allem Wettbewerb etwas gönnen, sich mitfreuen. Dass Sie mich nicht missverstehen. Wenn ich Sport treibe, gewinne ich gerne und tue dafür, was ich kann. Aber Sport lehrt in guter Weise damit umzugehen, dass das Leben zum Glück aus mehr als Gewinnen besteht.

Diese Einsicht gehört im weitesten Sinne zum gesellschaftlichen Auftrag des Sports. Die Wirkung des Sports, Impact sagt man dazu heute neudeutsch. Das, was alles geschieht, wenn Sport gelingt: Verständigung verschiedenster Menschen und Kulturen gehört dazu.

Nicht selten treffen im Sport Menschen aufeinander – oder begegnen sich auf der Tribüne -die sonst eher keinen Raum miteinander teilen. Das ist gut. Sport ist angewandte Erfahrung, wie reich uns unsere verschiedenen Gaben machen, auch gesellschaftlich. 

Falls Sie erwartet hatten, ich würde die Frage traktieren, ob man für den Sieg des eigenen Teams beten soll, ist meine Antwort einfach. Schon der Gedanke ist völlig abwegig. Ein gutes Spiel macht viel reicher als aller Erfolg.