Wer ist Bonhoeffer für uns heute?

24.03.2025

Ein Kommentar anlässlich des 80. Jahrestages der Ermordung Dietrich Bonhoeffers

Dietrich Bonhoeffer wurde 1906 in Breslau geboren und am 9. April 1945 im KZ Flossenbürg ermordet.

Die Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und die Erinnerungs- und Begegnungsstätte Bonhoeffer-Haus als ihr kirchliches Werk tragen Mitverantwortung für die Weitergabe des Lebenswerks des Theologen und Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer, dem wir dieser Tage anlässlich seines 80. Todestages gedenken.

In vielen Gottesdiensten, Gedenkfeiern und Vorträgen wird an ihn angeknüpft. Nach ihm sind etliche Gemeindehäuser, Schulen und andere Einrichtungen benannt. Bonhoeffers Worte werden weltweit und vielfach zitiert.

Bei alledem sollte es für uns als Kirche, Christen und Gesellschaft wichtig sein, ein eigenes, theologisch und wissenschaftlich fundiertes Bonhoeffer-Bild vor Augen zu haben und aktiv zu vertreten. Andernfalls bleibt uns nur, uns an Bonhoeffer-Vereinnahmungen Anderer abgrenzend abzuarbeiten. Zu oft ist „Bonhoeffer“ ein bloßes Etikett, das Gutes verspricht, aber inhaltsleer bleibt und Missbrauch ermöglicht, wie es aktuell der Fall ist. Wir verwehren uns daher gegen die Vereinnahmung des Lebenswerks Dietrich Bonhoeffers durch religiöse Nationalisten und eine rechtsextreme Politik – in den USA, aber auch in Deutschland und allerorts.

Richtig ist; Bonhoeffers Leben und seine Werke sind fragmentarisch geblieben und niemand kann eine Deutungshoheit über das eine, wahre Bonhoeffer-Bild für sich beanspruchen. Eine legitime Debatte darüber, wer Bonhoeffer war und wofür er stand, muss aber an der Stelle enden, wo er intentional falsch und verkürzt zitiert wird. „Not to act is to act“ – das ist in dieser Kürze nicht Dietrich Bonhoeffer, obwohl dieser Spruch von Eric Metaxas, dem US-Autor einer Bonhoeffer-Biografie, stets hervorgeholt wird und an vielen Stellen ohne Quellenangabe zitiert wird.

Dieser Aufruf zum Handeln, es also Bonhoeffer im hier und jetzt gleich zu tun und sich in einen christlich motivierten Widerstand zu begeben, wird derzeit mit politischen Zielen von Rechts gestreut. Eine solche, gegen den Rechtsstaat oder einen angeblichen Deep State gerichtete Vereinnahmung Bonhoeffers ist ein klarer Missbrauch seines Namens. Die Befürwortung autoritärer und nationalistischer Politik in der Gegenwart ist eine Verhöhnung des opfervollen Widerstands Dietrich Bonhoeffers und seiner Familie gegen die nationalsozialistische Diktatur und ihren Einsatz gegen Ausgrenzung und für die Schwachen und Entrechteten der Gesellschaft. Neben Dietrich wurden im April 1945 auch sein Bruder Klaus sowie seine Schwäger Hans von Dohnanyi und Rüdiger Schleicher ermordet.

In seiner Bilanz des Widerstands „Nach zehn Jahren“, die Dietrich Bonhoeffer zur Jahreswende 1942/43 in seinem Elternhaus, dem heutigen Bonhoeffer-Haus schrieb, heißt es:

„Die große Maskerade des Bösen hat alle ethischen Begriffe durcheinandergewirbelt. Dass das Böse in der Gestalt des Lichts, der Wohltat, des geschichtlich Notwendigen, des sozial Gerechten erscheint, ist für den aus unserer tradierten ethischen Begriffswelt Kommenden verwirrend; für den Christen, der aus der Bibel lebt, ist es gerade die Bestätigung der abgründigen Bosheit des Bösen.“

Wir dürfen uns nie wieder von dem Bösen verwirren lassen. Deshalb arbeiten wir gemeinsam weiter an der Frage, wer Bonhoeffer war und was sein Denken und Handeln uns heute bedeuten. Die Erinnerungs- und Begegnungsstätte Bonhoeffer-Haus in Berlin als historischer Ort wirkt dabei gleichzeitig erdend und verstärkend und lädt zum Nachdenken über Bonhoeffer ein.

Angebote und Einladungen anlässlich des 80. Jahrestags der Ermordung Dietrich Bonhoeffers

  • Matinee mit Gespräch „Beziehungen zu Bonhoeffer“ am 5. April, 11 Uhr in der Erinnerungs- und Begegnungsstätte Bonhoeffer-Haus und online (Anmeldung an visitdontospamme@gowaway.bonhoeffer-haus-berlin.de)
  • Gedenkgottesdienst am 6. April, 18 Uhr in der St. Matthäus Kirche. Es predigt Bischof Christian Stäblein.

(Text: Marion Gardei, Erinnerungsbeauftragte der EKBO und Arno Helwig, Leiter der Erinnerungs- und Begegnungsstätte Bonhoeffer-Haus)

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