22.11.2022
Brandenburgs Landesregierung und die evangelische Landeskirche wollen unter anderem beim Klimaschutz an einem Strang ziehen. Nach einer gemeinsamen Beratung in Potsdam lobte der Ministerpräsident die Kirchen als verlässliche Partner.
Potsdam (epd). Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) hat die Kirchen als besonders verlässliche Partner gerade in Krisenzeiten gewürdigt. „Unser Austausch ist immer wichtig, bekommt jedoch gerade in dieser Zeit vielleicht sogar eine noch größere Bedeutung“, sagte Woidke am Dienstag nach einer gemeinsamen Sitzung der Landesregierung mit der Führung der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) unter Leitung von Bischof Christian Stäblein in Potsdam.
Die evangelische Kirche sei traditionell die größte Religionsgemeinschaft in Brandenburg. „Dabei übersteigt ihre Wichtigkeit für unsere Gesellschaft und Kultur ihre aktuelle zahlenmäßige Größe nach Mitgliedern“, betonte Woidke. Bei dem Treffen sei es um Fragen gesellschaftlicher Solidarität, Integration und Zuwanderung sowie Klimaschutz und Transformation gegangen. „Gerade an diesen Punkten können wir uns auf die evangelische Kirche immer verlassen“, sagte der Ministerpräsident.
Der entschiedene Einsatz für mehr Klimaschutz und für Menschen in Not gehöre zu den gemeinsamen anstehenden Aufgaben, betonte auch Bischof Stäblein. Die große Solidarität im Land Brandenburg mit den aus der Ukraine Geflüchteten mache ihm dabei Mut.
Woidke verwies auf ein am Dienstag im Kabinett verabschiedetes Handlungskonzept gegen Rassismus in Brandenburg. „Ich bin sehr froh, dass wir in der evangelischen Kirche, die seit Juni 2008 auch Kooperationspartner des 'Toleranten Brandenburg' ist, dabei einen starken und zuverlässigen Partner haben“, sagte er.
Beide Seiten sehen zudem die Dorfkirchen in Brandenburg als Ankerpunkte im ländlichen Raum und sehen sie auch als künftige Energielieferanten. Dafür wollen die Koalitionsfraktionen die Zuschüsse an die beiden großen Kirchen für das Dorfkirchenprogramm im nächsten und übernächsten Jahr um jeweils 300.000 Euro erhöhen, kündigte der Ministerpräsident an.
Woidke betonte, die Dorfkirchen leisteten über den eigentlichen kirchlichen Zweck hinaus wesentliche Beiträge als kulturelle Standorte und trügen damit zur Identifikation auch für nichtkirchengebundene Menschen bei. Der Berliner Bischof Christian Stäblein sagte: „Es geht um die Stärkung der Räume, weil es um die Stärkung der Menschen geht.“
Beide hoben auch die wichtige Funktion der Stadt- und Dorfkirchen im Land als künftiger Lieferant von erneuerbarer Energien durch Fotovoltaikanlagen auf Kirchendächern und Pfarrhäusern hervor. „Die Bewahrung der Schöpfung ist ein großes Anliegen für unsere Kirchengemeinden“, sagte Stäblein: „Hier wird das Handeln immer dringlicher.“
Kulturministerin Manja Schüle (SPD) kündigte an, dafür bis Mai/Juni nächsten Jahres das Denkmalschutzgesetz zu novellieren. Klimaschutz werde dann künftig bis zum Erreichen der selbstgesteckten Klimaschutzziele Brandenburgs Vorrang vor Denkmalschutz haben. Nicht nur angesichts der Energiekrise forderten die Kirchen hier zu Recht mehr Handlungsspielraum ein, sagte Schüle.
Beratungen zwischen Landesregierung und evangelischer Kirche werden jeweils einmal in der Legislaturperiode abgehalten. Das letzte Treffen dieser Art fand im Februar 2018 statt.