Alles Liebe! Steht manchmal unter Nachrichten oder Briefen. Das alles tatsächlich Liebe sein möge - oder in Liebe - das wünscht auch der Apostel Paulus am Ende einer seiner Briefe an die Korinther.: Was von euch kommt, das soll in Liebe geschehen. Nicht nur dies und jenes, sondern alles. Wirklich alles in Liebe? Verwegen ja, aber nicht unmöglich sollte es der kleinen Gemeinde sein, die das damals zuerst gelesen hat. Und man kann sich gleich mit angesprochen fühlen. Gegen die Lieblosigkeiten, die einem ohnehin immer wieder unter der Hand passieren und über die man besser nicht endlos brüten und schon gar nicht verzweifeln sollte, lieber kurz und knapp diese Erinnerung für das gesamte Jahr festhalten: Alles, was ihr tut, soll in Liebe geschehen.
Liebe in Zeiten von Krieg? Fast sechzig Konfliktherde und Kriegsschauplätze werden im Augenblick auf unserem Planeten gezählt! Liebe in Zeiten von Hass und Häme, in Zeiten auch der aufgeladenen Emotionen in den verschiedenen Konfliktarenen? Liebe - ernsthaft in Zeiten der gegenseitigen gesellschaftlichen Abstoßungen? Liebe in Zeiten von Vereinsamung? Liebe in Zeiten der Angst vor Gewalt und Rohheit?
Es lohnt sich, ist Paulus überzeugt, auf Gemeinschaften, Gemeinden und Beziehungsnetzwerke zu setzen, die der Liebe alle Kraft zutrauen. In vielen Gestalten – als Achtsamkeit füreinander, Respekt, Anerkennung, Fürsorge, Zuwendung … Die Liebe ist sich auch nicht zu fein, manchmal als klares kritisches Wort um die Ecke zu kommen. Paulus kennt die Lieblosigkeit seiner Zeit, die enorme Konfliktbereitschaft sogar in der Gemeinde, die bedrückenden Verhältnisse in Stadt und Land.
Mit Paulus sollten wir der Liebe mehr als eine Placebo-Wirkung zutrauen. Die Liebe, die Paulus vor Augen hat, das ist nicht der einfach drüber geträufelt Zucker auf unselige Zustände. Sie ist die Veränderung der unseligen Zustände. Die Liebe spielt ja auf vielen Instrumenten. Paulus hat die Agape im Blick. Absender: Gott. Was diese Spielart der Liebe aushält, durchhält, trägt und wegträgt, das ist für menschliche Herzen unfassbar. Ein Reichtum von unvergleichlich schöner Art. Darauf konzentriert sich der Apostel Paulus, wenn er zwischen Konkurrenz- und Anerkennungskämpfen, in Verteilungsstreitigkeiten, wo immer nur jeder zusieht, dass er auch noch vorkommt, plötzlich innehält und sich einmal fragt: Ist das, was du tust, noch irgendwie verbunden mit dem, der dich so unendlich überfließend liebt?
Ob meine Liebe überhaupt für die großen Sorgen der Welt reicht? manchmal reicht sie ja noch nicht mal bis zum nächsten Tisch oder bis zur nächsten Haustür. Vielleicht verständlich, wenn Menschen, ob nun erschöpft oder überfordert, so klagen. Es kann Momente geben, da wird diese Agape, die Liebe, genau genommen: Nächstenliebe, eine Zumutung. Da lässt sich nichts befehlen, nur erbitten. Paulus, toragelehrt und lebenserfahren genug, hat das gewusst und immer wieder in die Beziehungen der Gemeinde eingetragen, dass Annahme und Schutz des Nächsten, Freundlichkeit, Zuwendung, Respekt und Fürsorge ein Leben gehalten in Gottes erster und immerwährender Liebe sein wird. Unser Überleben als Gemeinschaft, auch als Menschheitsfamilie, wird davon abhängen, wie konsequent wir bereit sein werden, einander anzunehmen, zu lieben.
Was vor 2000 Jahren hilfreich war, lohnt sich neu zu erinnern: Wer oder was uns herausfordert und etwas zumutet, entwickelt uns auch über die Grenzen des eigenen Egos hinaus. Paulus traut sich was, wenn er an die Agape erinnert.
„Fang nochmal von vorne an / Lass es Liebe sein! Denn Liebe ist alles / Alles, was wir brauchen / Lass es Liebe sein …“ - hat die Band Rosenstolz mal gesungen. Paulus würde vielleicht mit dem Fuß mitwippen. Der Agape Wirkung zutrauen, heißt: Wir geben nicht auf, wir suchen Heilung und Verbindung zueinander. Dann kann man Lebensmut füreinander finden. Was daraus werden kann?
Alles Liebe für das neue Jahr …
Die Jahreslosung ist eine Art Leitvers für Christinnen und Christen durch das Jahr.
„Aus den Texten, die der Leseplan für ein Jahr vorsieht, wählt die Ökumenische Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen (ÖAB) ein Wort als Jahreslosung aus. Darüber hinaus wird aus den Texten, die in einem bestimmten Monat zu lesen sind, jeweils ein Zitat als Monatsspruch bestimmt. Die Festlegung sowohl der Bibellesepläne als auch der Jahreslosung und der Monatssprüche erfolgt auf dem jährlichen Delegiertentreffen der Arbeitsgemeinschaft. Die Mitglieder reichen dazu ihre Vorschläge für Monatssprüche und Jahreslosung ein. Die ÖAB versucht dabei insbesondere, nach eingehender Erörterung der exegetischen Fragen, die Texte im Blick auf die heutigen Menschen und ihre Situation auszuwählen.
Entsprechend der ökumenischen Zusammensetzung der Arbeitsgemeinschaft werden bei der Auswahl der Jahreslosungen und Monatssprüche die zwei kirchlich anerkannten Bibelübersetzungen zugrunde gelegt: die Lutherbibel rev. (2017) und die Einheitsübersetzung (2017). Beide werden möglichst im gleichen Maße berücksichtigt.“