02.01.2025
Von Pröpstin Christina-Maria Bammel
Alles Gute!
Steckt in der Jahreslosung für 2025. In der Mitte des Jahrzehnts gehört das Gute auch in die Mitte. Ist zentral. Natürlich nicht nur dann und da. Alles Gute Ihnen also in den Gemeinden und Gruppen, in dieser Kirche und weit darüber hinaus! Die Jahreslosung 2025, übrigens aus der ältesten Schrift des Neuen Testamentes, bietet noch mehr:
„Prüft alles und behaltet das Gute“ (1. Thessalonicher 5, 21)
… schreibt Paulus einer Gemeinde. Eine freundliche Erinnerung, die irgendwie zeitlos ist. Damals waren die Menschen vermutlich in Sorge, wie man besteht als kleine Gemeinde. Und das in einer Hafenstadt, in der unter anderem Kaiserkult, Dionysos-Verehrung und ägyptische Gottheiten, soziale Spannungen zum wahrscheinlich nicht nur bunten Alltag gehört haben dürften.
Mittendrin die Gemeinde. Worauf sollte sie sich einrichten, woran sich orientieren? Paulus war da zuversichtlich: Die Gemeinde schien sich ja zu bewähren, auch wenn längst nicht einfach „alles gut“ war oder wurde. Wissen wir ja auch selbst über historische Distanzen hinweg: Das Gute festzuhalten und zu bewahren, löst nicht die Frage, wie fertig werden mit all dem, das uns so böse angeht.
Paulus erinnert daran, nicht nur das Gute zu behalten, sondern sich vom Bösen, von allem, was sinnlos, widerlich, ekelhaft, zerstörerisch ist, fernzuhalten. Dabei ist ihm klar, dass das, was uns so böse angeht, viele Verkleidungen und sich immer wieder verschleiert als das vermeintlich Gute und Brauchbare. Das gehört zur Verlogenheit des Bösen irgendwie auch dazu.
Für Paulus war klar: Fernhalten, unbedingt! Nicht hineinziehen lassen in das Absurde, dreist Verlogene. Bloß nicht meinen, sei schon nicht so schlimm. Dann hätten Destruktion und Zerstörung, kurz: das Böse, schon gewonnen. Hier will kein Besserwisser die Ansage machen. Man hört den empathischen Tonfall zwischen den unterschiedlichen Mahnungen und Wünschen sogar jetzt noch zwischen den Zeilen. Da sorgt sich einer wirklich und hat mehr zu bieten als ein paar floskelhaft dahingesagte Wünsche.
Wach bleiben also, ohne im Dauerprüfmodus, in zermürbenden Kontrollschleifen und Endlosnachdenklichkeit stecken zu bleiben. Zu viel inszenierte Nachdenklichkeit, aus der dann doch nichts folgt, ist auch nicht gerade erstrebenswert. Auf eins kommt es an: Mit welchem Maßstab prüfe ich die Dinge des Lebens, die es wirklich wert sind geprüft zu werden?
Das gesamte vergangene Jahr hieß es, alles, was wir tun, in Liebe zu tun (Jahreslosung 2024). Vielleicht nicht alles Prüfen und Abwägen, aber vielleicht das Allermeiste davon kann nach dem Maßstab der Liebe geschehen. Die Liebe als Maßstab nehmen? Geht´s noch? Außerdem kann man sie doch nicht einfach so anlegen wie ein Prüfmessgerät…! Gerade deshalb sollte die knappe Prüf-Frage zu ihrem Recht kommen dürfen: Was trägt diese oder jene Entscheidung aus für die Beziehungen, zu mir, zum Nächsten, zu Gott? Nicht alles ist mit dem Maßstab der Liebe zu entscheiden. Das Meiste schon! Die wirklich essentiellen Dinge des Lebens bleiben nicht folgenlos in unseren Beziehungen. Sie verdienen gut geprüft zu werden, nicht nur in dem, was sie bewirken bei mir selbst, sondern vor allem bei anderen Menschen, bei meinem Nächsten, bei meiner Gemeinde, nicht zuletzt in der Beziehung zu Gott. Holen wir das im kommenden Jahr ins Licht.
Denn, wo es um Beziehungen, um Anerkennung und Respekt, um Offenheit füreinander geht, da wird es wesentlich. Intuitionen und Gefühle, meist kraftvoll, Worte, Haltungen und Entschlüsse, all das zu prüfen, kann heißen, mich immer mal zu fragen: Was trägt dieses oder jenes aus für die Gemeinschaft, in der ich lebe? Die Antwort braucht Augenmaß und Besonnenheit. So lässt sich Klarheit gewinnen, am besten gemeinsam. Es bleibt anstrengend, in der Schnelligkeit der flutenden Nachrichten, der geschaffenen Fakten, erschütternden Tatsachen oder eben auch dreisten Lügen, zu prüfen, was gelten soll. Was ist wahr, worauf also kann ich mich, können wir uns zusammen am besten verlassen? Dafür wird Zeit sein müssen. Dafür schenkt Gott uns Zeit. Behalten Sie also alles Gute in den Herausforderungen des neuen Jahres.