29.03.2023
Die Debatte über problematische Namen von Berliner Straßen und Plätzen geht weiter. In allen zwölf Berliner Bezirken soll in den nächsten Monaten eine Ausstellung mit dem Titel „(Um)Benennen. Zur Geschichte der Straßennamen in den Berliner Bezirken“ gezeigt werden, sagte der Berliner Antisemitismusbeauftragte Samuel Salzborn am Mittwoch.
In der Ausstellung würden die vielen Umbenennungen seit Gründung von Groß-Berlin 1920 sowie die damit in Zusammenhang stehenden politischen Umbrüche vorgestellt und mit aktuellen Auseinandersetzungen gespiegelt. Sie soll Ausgangspunkt für Diskussionen über weitere Umbenennungen sein. Konzipiert wurde sie von den Stadtteil-, Bezirks- und Regionalmuseen gemeinsam mit dem „Aktiven Museum Faschismus und Widerstand in Berlin“.
Salzborn plädierte dafür, sich mit problematischen Straßennamen weiter kritisch auseinanderzusetzen. „Ein Stadtplan ist kein Museum“, sagte der Politikwissenschaftler: „Straßennamen sind immer im Fluss.“ Zuletzt habe es nach der Wiedervereinigung in den 1990er Jahren in Ost-Berlin viele Umbenennungen gegeben.
Eine von ihm 2021 in Auftrag gegebene wissenschaftliche Studie sieht bei 290 Straßen- und Platznamen in Berlin problematische, antisemitische Bezüge. Dazu gehören unter anderem die Treitschkestraße in Berlin-Steglitz und die Pacelliallee in Berlin-Dahlem.
Ein exponierter Antisemit wie Heinrich von Treitschke (1834-1896) dürfe heute nicht mehr mit einem Straßennamen geehrt werden, sagte Salzborn. Nach 20 Jahren Diskussion hatte der Bezirk im September 2022 die Umbenennung der Straße beschlossen.
(epd)