17.06.2022
Auf einem ersten Berliner Kältegipfel wurde eine stärkere Zusammenarbeit von Verwaltung und Verbänden bei der Kältehilfe verabredet. Wegen des Ukraine-Krieges und steigender Preise rechnen die Träger mit mehr Menschen, die versorgt werden müssen.
Berlin (epd). Die Akteure der Berliner Kältehilfe rechnen in der kommenden Saison mit steigenden Herausforderungen. Die Rahmenbedingungen würden nicht einfacher, sagte Berlins Sozialsenatorin Katja Kipping (Linke) am Donnerstag in Berlin nach dem ersten Berliner Kältegipfel. Dazu gehörten ein mutmaßlich neuer Corona-Winter, steigende Lebensmittel- und Energiepreise sowie Geflüchtete aus der Ukraine, die versorgt werden müssten. „Das wird alles andere als leicht werden“, sagte Kipping.
An dem Kältegipfel beteiligten sich laut Kipping 40 Vertreterinnen und Vertreter aus Verwaltung, Verbänden und Bezirken. Verabredet wurde demnach unter anderem die verstärkte Akquise von Objekten. Zudem soll ein Krisenstab verschiedene Corona-Szenarien vorbereiten und in jedem Bezirk ein verbindlicher Ansprechpartner etabliert werden.
„Wir brauchen ein schnelles Reaktionssystem, wenn neue Entwicklungen und Phänomene auftreten“, sagte Caritas-Direktorin Ulrike Kostka. Viele Menschen würden „ganz einfach Hunger haben“ und müssten in Wärmestuben, Suppenküchen und Tagescafés versorgt werden. Bereits in der abgelaufenen Kältehilfe-Saison habe der Caritas-Foodtruck insgesamt 40.000 Mahlzeiten ausgegeben. „Möglicherweise brauchen wir dafür im Herbst weitere Sondermittel“, sagte Kostka.
Aktuell wird ein Ampelsystem entwickelt, mit dem auf der Webseite und in einer Kältehilfe-App der jeweilige Status der Kältehilfeeinrichtungen angezeigt werden soll. „Grün heißt, es gibt freie Plätze, gelb, die Plätze werden knapp, und rot, alles ist voll“, sagte Jens Aldag von der Koordinierungsstelle der Berliner Kältehilfe. Das verschaffe einen guten Überblick.
Aldag sagte weiter, die Kältehilfe habe immer dafür geworben, gemeinsam mit dem Senat und den Bezirken frühzeitig mit der Planung zu beginnen. Der Kältegipfel sei deshalb ein wichtiger und entscheidender Schritt.
Auch die Diakonie-Vorständin Andrea Asch begrüßte den ersten Kältehilfegipfel und die geplante zukünftige Zusammenarbeit zwischen Senatsverwaltung und Bezirken sowie den Wohlfahrtsverbänden. „Es darf allerdings nicht bei diesem Gipfel bleiben“, erklärte Asch: „Wir müssen unsere Anstrengungen mindestens verdoppeln, wenn wir das Ziel, Obdach- und Wohnungslosigkeit bis 2030 zu beenden, auch nur annähernd erreichen wollen.“ Die Kältehilfe sei gut und wichtig, dürfe aber keine Dauerlösung für auf der Straße lebende Menschen sein.
Die Grünen-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus forderte, das Angebot der Kältehilfe auf das ganze Jahr auszuweiten. „Wir brauchen eine zukunftsfeste Kältehilfe, die Obdachlosen hilft, von der Straße wegzukommen“, erklärte der Sprecher für Sozialpolitik und Armutsbekämpfung, Taylan Kurt. Auch Kipping betonte, Ziel müsse es sein, die Kältehilfe „vom Ausfallbürgen zum Startpunkt ins Regelsystem“ zu machen.