Besucherzahlen bei Berliner Gedenkstätten deutlich gestiegen

Berlin (epd). Nach einem pandemiebedingten Rückgang 2020 und 2021 sind die Besucherzahlen in den großen Berliner NS-Gedenkstätten im vergangenen Jahr wieder stark angestiegen. Laut einer Umfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) verzeichnete das Dokumentationszentrum Topographie des Terrors mit gut zwei Millionen Besuchern sogar einen neuen Rekord. Auch das Holocaust-Mahnmal und die Gedenkstätte Deutscher Widerstand meldeten steigende Besucherzahlen.

Auf dem Areal der Topographie des Terrors, dem früheren Ort der Zentralen von Gestapo, SS und Reichssicherheitshauptamt, wird an die systematische staatliche Verfolgung von Juden und anderen Gruppen in der NS-Zeit erinnert. 2021 wurden dort nach eigenen Angaben rund 540.000, ein Jahr davor rund 420.000 Besucher gezählt. Im Jahr vor Ausbruch der Corona-Pandemie besuchten 2019 rund 1,3 Millionen Menschen das Gelände. Im Frühjahr werde der 20millionste Besucher erwartet, hieß es.

Während das Stelenfeld des Holocaust-Mahnmals Tag und Nacht frei zugänglich ist und keine Besucherzahlen erhoben werden, ist dies in der Ausstellung im „Ort der Information“ unter dem Stelenfeld anders. Hier wurden im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben rund 234.400 Menschen gezählt. Pandemiebedingt war die Anzahl der Besucher in den Räumen weiter beschränkt.

2021 wurden im „Ort der Information“ bei einer Schließzeit von sieben Monaten nur 54.200 Menschen gezählt. 2020 waren es mehr als 105.200 Interessierte bei drei Monaten Schließzeit. Vor der Pandemie zählte der „Ort der Information“ im Jahr 2019 rund 480.000 Besucher. Beim Denkmal für die in der NS-Zeit ermordeten Sinti und Roma, das auch zur Stiftung gehört, wurden im vergangenen Jahr 699.000 Besucher gezählt, im Jahr davor rund 288.000.

Am Holocaust-Mahnmal wurden laut Trägerstiftung im vergangenen Jahr zwei Schmierereien an Stelen festgestellt. Auf dem Open-Air-Gelände der Topographie wurden zwei Jugendliche von einem älteren Mann „fremdenfeindlich angesprochen“, hieß es.

Die Stiftung des Holocaust-Mahnmals erreichte mit ihren Bildungsangeboten nach eigenen Angaben 2022 mit 2.114 Buchungen fast das Niveau vor der Pandemie. In den beiden Corona-Jahren waren es bedeutend weniger. Für 2023 erwartet die Stiftung aufgrund der Buchungszahlen ein weiteres „starkes Jahr“.

Die Gedenkstätte Deutscher Widerstand verzeichnete 2022 fast eine Verdreifachung ihrer Besucherzahlen von gut 39.000 im Vorjahr auf rund 111.800 Interessierte. 2019 waren es mehr als 255.000 Besucher. Die meisten Besucher kamen dort 2022 Jahr in den historischen Bendlerblock, den ehemaligen Sitz des Oberkommandos des Heeres. Hier wird an den deutschen Widerstand gegen die NS-Diktatur sowie in einer zweiten Gedenkstätte an die „Stillen Helden“ erinnert, an Menschen, die verfolgten Juden halfen. Zur Stiftung der Gedenkstätte gehören auch die Gedenkstätte Plötzensee und das Museum Blindenwerkstatt am Hackeschen Markt.

Bald 78 Jahre nach Ende der NS-Zeit gab es bei der Stiftung des Holocaust-Mahnmals im vergangenen Jahr zehn Veranstaltungen mit Zeitzeugen. In der Dauerausstellung der Gedenkstätte Deutscher Widerstand gibt es seit 2021 einen eigenen Raum mit Zeitzeugen-Interviews.