22.06.2022
Die evangelische Kirche feiert am Wochenende in Görlitz ihren ersten Lausitz-Kirchentag. Erwartet werden mehrere tausend Gäste. Schirmherren sind die Regierungschefs von Brandenburg und Sachsen, Dietmar Woidke (SPD) und Michael Kretschmer (CDU). Zu dem regionalen Protestantentreffen laden die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO), zu der Görlitz gehört, und die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens (EVLKS) gemeinsam ein. Vieles, was sich in der Lausitz an Aufbruch und Wandel ereigne, sei exemplarisch, sagte der Berliner Bischof Christian Stäblein dem Evangelischen Pressedienst (epd).
epd: Warum laden die Kirchen in Brandenburg und Sachsen erstmals zu einem eigenen Lausitz-Kirchentag ein?
Christian Stäblein: Kirchentag in der Lausitz hat schon eine kleine Tradition. Dieses Mal, und darüber freue ich mich ganz besonders, geht der Kirchentag über Landeskirchen hinweg, fünf Kirchenkreise haben sich zusammen getan. Gemeinsam mit der sächsischen Landeskirche laden wir ein. Die Verbundenheit der Menschen in der Lausitz wird so sichtbar, sie sind gerne Gastgeber. Kirchentag heißt ja stets öffentlicher Diskurs und starkes Glaubenszeugnis. Die Kirche ist da und sie hat der Gesellschaft in ihren Transformationsprozessen etwas zu bieten: Klare Orientierung und offene Räume, in denen die Fragen des Lebens und des gesellschaftlichen Wandels ihren Platz haben. Ich stehe voller Respekt und Staunen vor dem, was die Macherinnen dieses Kirchentags mit dem Programm auf die Beine stellen. Ein starkes Zeugnis für die Region und ein starkes Glaubenszeugnis. Ein Fest eigener Art.
epd: Was erhoffen Sie sich von den zahlreichen Veranstaltungen des Lausitz-Kirchentags in Görlitz?
Stäbkein: Ja, es ist eine beeindruckend große Zahl an Veranstaltungen, 150 an über 30 Veranstaltungsorten. Verschiedene Zentren, dazu ein Markt der Möglichkeiten. All das nimmt uns mit hinein in Lebenswirklichkeit und Herausforderungen, Transformationsprozesse und gesellschaftlichen Wandel, die in der Lausitz wirksam sind. Die Lausitz lebt vom Brückenbau in die Zukunft, immer schon. Und vom europäischen Erbe. Gerade die europäischen Verbindungen der Region, das Miteinander mit Polen, ist in diesen Tagen besonders wichtig. Die Region steht für Friedensentwicklung und Friedensbildung seit Jahrzehnten. Wir können ganz viel erleben und lernen von der Lausitz, vieles, was sich dort an Aufbruch und Wandel ereignet, ist exemplarisch. Wir haben ja seit einigen Jahren in Cottbus das Zentrum für Dialog und Wandel. Der Kirchentag ist auf seine eigene Art auch so eine Zeit für Dialog und Wandel. Alle sind eingeladen, zu diskutieren, zu singen, zu beten, ob kirchennah oder kirchenfern, ob gläubig, distanziert oder areligiös. Es geht um Gottes Mitsein mitten im Wandel, es geht um einen gerechten Wandel.
epd: Welche Themen dort sind Ihnen besonders wichtig - und warum?
Stäblein: Das Motto des Kirchentags „Von Wegen“ spricht für sich. Von wegen abgehängt! In diesen Tagen, in denen wir eine Zeitenwende erleben, bekommt die Lausitz neue Bedeutung. Der Kohleabbau spielt plötzlich wieder eine große Rolle. Zugleich bleiben Schöpfungsbewahrung und Steuern gegen den Klimawandel herausragende Aufgaben, von denen man gerade in der Lausitz sehen kann, wie sie die Menschen bewegen. Das Miteinander, die starke Tradition der Sorben und Wenden, die schlesischen Brücken, das Miteinander mit Polen, die gemeinsame Annahme der Flüchtlingsaufnahme - es sind viele Themen und gerade ihr Ineinander-verwoben-sein macht diese starke Region aus. Von den Wegen der Lausitz werden wir erzählen und hören, von den Wegen Gottes mit uns und mit der Lausitz werden wir erzählen und miteinander feiern. Von Wegen! Von wegen abgehängt.