31.10.2024
Zum Reformationstag am 31. Oktober 2024
Heute ist Reformationstag. Vor 507 Jahren hat Martin Luther seine Thesen an die Schlosskirchentür in Wittenberg geschlagen, richtiger: geheftet, gewissermaßen mit Reißzwecken. Auch wenn er also wohl keinen Hammer gebraucht hat, waren und sind die Thesen ein Hammer, die sich jeder etwa an die Pinnwand hängen könnte, an der die Dinge hängen, die man tunlichst nicht vergessen soll.
Es waren 95 Thesen, ich beschränke mich an dieser Stelle auf drei:
Erstens: Du sollst aus deinem Verhältnis zu Gott keinen Handel machen. Motto: „Gebe ich dir das, Gott, gibst du mir das.“ Was auf Anhieb ziemlich abwegig klingt, steckt doch tief in uns Menschen. Tue ich dieses oder jenes Gute, Wohlgefällige, Gott gefällig, wird auch er mich belohnen, mit langem Leben oder zumindest weniger Schuldgefühlen. Wer aus dem Verhältnis zu Gott ein Tauschgeschäft machen will, macht Gott klein. Das eigene Vertrauen auch. Es ist aber ein großes Vertrauen dieser Glaube, aus dem heraus alles gute Leben von selbst kommt.
Zweitens: Du sollst den Menschen keine Angst machen mit Gott, ja, du sollst nicht mit der Angst vor dem Tod handeln, um Menschen in eine bestimmte Richtung zu bringen. Auch das mag für uns allzu selbstverständlich klingen, steckt aber tief in uns und unserer Geschichte. Die Sorge, dass Gott nicht barmherzig sein könnte und ich ihn erst gütig stimmen muss, macht unfreie Herzen. Und sie macht aus einem menschenfreundlichen Gott eine schreckensverbreitende Drohkulisse, ein Zerrbild.
Drittens: Keine Institution darf über dein Verhältnis zu Gott bestimmen. Martin Luther hat das ausdrücklich in Richtung Kirche gesagt.
Im Kern geht es also darum: Vertrauen ist das Geschenk eines Gottes, der will, dass du frei lebst und tust, was Dir und anderen gut tut. Weil er barmherzig ist, kannst du es auch sein. Im Kern geht es am Reformationstag um eine Gesellschaft, die daraus lebt. Kann man es sich über dem Spiegel anheften. Nicht vergessen. Macht menschenfreundlich.