15.07.2024
"Der Mann, der Kirche neu erfand"
Einer, der die Kirche echt verändert hat, aber fast in Vergessenheit geraten ist, war Ernst Lange. Vor genau einer Woche, am 4. Juli, haben wir seinen 50. Todestag erinnert. Ernst Lange war in seiner Zeit ein kirchlicher Revoluzzer. Er hat etwa aus einem früheren Bäckerladen am Brunsbütteler Damm in Spandau eine spezielle Kirche, genannt „die Ladenkirche“, gemacht.
Dort wurde Gottesdienst anders gehalten – mit Gespräch in der Mitte, mit gemeinsamem Austausch an Tischen. Es ging Ernst Lange darum, dass die Kirche wirklich bei den Menschen ist. Und vor allem: in ihrem Leben relevant. Bis heute aktuell ist deshalb auch seine Erklärung, was die Aufgabe einer Predigt im Gottesdienst ist: Predigt heißt, ich rede mit dem Hörer über sein Leben - im Lichte der biblischen Worte.
Das bedeutet dann: Predigt heißt nicht reden von einer Sonderwelt in einer Sondersprache, nicht Antworten geben auf Fragen, die gar keiner gestellt hat. Vielmehr: Mit der Hörerin, mit dem Hörer in der Situation ihres Lebens sein. Die ja in der Regel eine Situation mit Schmerzen, mit Herausforderungen, mit Abbrüchen und Enttäuschungen ist – oder wie Ernst Lange gesagt hätte: eine Situation des Angefochten-seins.
Dazu hat das Evangelium etwas zu sagen – dahinein, in dieses Angefochten-sein Mut und Hoffnung sagen. Und zwar so, dass das für die Hörenden relevant ist. Entweder so. Oder man kann es lassen. Das ist das Radikale an seinem Ansatz, der ein halbes Jahrhundert später genauso gilt: Die gute Nachricht der Bibel muss relevant, muss spürbar sein für die, die sie hören. Oder es ist umsonst.
Am letzten Sonntag wurde in der Pilnitzer Straße 8 in Spandau das dortige kirchliche Gemeindehaus in Ernst-Lange-Haus umbenannt. Dieses Haus ist bis heute eine kirchliche Heimat für die Menschen mitten in ihrem Kiez. Dass es nun Ernst Lange Haus heißt, erinnert die Kirche für die Zukunft daran, im Leben der Menschen zu bleiben. Einfach mal vorbei schauen in der Pilnitzer Straße 8.