B.Z. Kolumne von Bischof Christian Stäblein vom 23. März 2023

23.03.2023

Rückblick Corona und Pflegenotstand

Es macht unser Menschsein aus, zurück blicken zu können. Wir können für Gelungenes danken. Und, auch das macht unser Menschsein aus, wir können Fehler eingestehen.

Vor genau drei Jahren begann der erste Lockdown in der hinter uns liegenden Corona-Pandemie. Allein, dass ich das so schreiben kann: Die Pandemie liegt hinter uns, ist für mich ein Grund zu danken. Aus Corona ist eine Viruserkrankung geworden, mit der wir wie mit anderen Infektionen umzugehen gelernt haben. Dazu hat in herausragender Weise die medizinische Forschung beigetragen. Ohne Impfung wäre die Sterblichkeit hoch, säßen wir möglicherweise noch immer in wiederkehrenden Lockdowns. Also, wir haben allen Grund zu danken – was für mich stets heißt: auch Gott, dem Schöpfer, danken. Dass wir leben, ist keine Frage nur unseres Tuns und Machens. Auch das hat uns die Zeit des Virus neu gelehrt.

Es war wahrlich nicht alles richtig, was an Maßnahmen getroffen wurde. Wie sollte es! Für uns alle, auch für die Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft, war es die erste Pandemie. Unbekannt also und von viel Angst durchzogen. Krankheit macht Angst. Das sollten wir nicht vergessen, wenn wir jetzt aufarbeiten, was falsch gelaufen ist. Schulen und Kindergärten zu schließen, war ein Fehler. Das wissen wir heute. Und das ist bitter, denn es hat unsere Kinder getroffen. Es braucht auch weiterhin noch große Achtsamkeit. Auf Hysterie sollte nicht Sorglosigkeit folgen, auch diesen Fehler haben wir ja erlebt in den Pandemiejahren. Es macht uns Menschen aus, dass wir im Rückblick darüber reden können, dass wir Brüche aushalten und Fehler anerkennen können. Und dass wir dabei deutlich, aber auch barmherzig sind. So, sagt die Bibel, hat uns Gott geschaffen: nach seinem Bilde ehrlich und barmherzig.

Es gibt etwas, was mich sehr sorgt: Wir haben für die Pflegerinnen und Pfleger im ersten Lockdown geklatscht. Weil wir begriffen hatten, wie wichtig es ist, dass Menschen für die Schwächsten in unserer Gesellschaft da sind. Aber haben wir etwas geändert? Hat die Anerkennung zu Veränderungen geführt etwa in der Bezahlung? Wir haben noch viel zu lernen. Es ist an der Zeit, damit anzufangen.

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