EKBO verleiht Paul-Gerhardt-Medaille an Ehrenamtliche für ihr Engagement gegen Antisemitismus

01.11.2024

Präses Harald Geywitz: „Ich bin dankbar für viele ehrenamtliche Initiativen und Zeichen der Solidarität von Kirchengemeinden mit Jüdinnen und Juden“.

Am Sonntag, den 3. November, verleiht die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) um 10:00 Uhr in der Hakenfelder Wichernkirche in Berlin-Spandau die Paul-Gerhardt-Medaille an Ehrenamtliche und ehrenamtliche Personengruppen, die sich in ihrem Engagement gegen Antisemitismus durch besonderen Einsatz verdient gemacht haben. Die Medaille wird vom Präses der Landessynode der EKBO, Harald Geywitz verliehen, zusammen mit Generalsuperintendentin Theresa Rinecker, Sprengel Görlitz, Generalsuperintendent Kristóf Bálint, Sprengel Potsdam und Superintendent Florian Kunz, Kirchenkreis Spandau, der in Vertretung für Ulrike Trautwein, Generalsuperintendentin im Sprengel Berlin, teilnimmt. Die Predigt hält Kristóf Bálint, den Gottesdienst leiten Pfarrerin Erdmann und Superintendent Florian Kunz.

Präses Harald Geywitz: Ohne ehrenamtliches Engagement, wäre unsere Kirche und unsere Gesellschaft ärmer. Deshalb freue ich mich über die Vielzahl ehrenamtlichen Engagements. In diesem Jahr zeichnen wir als Landeskirche bewusst Menschen aus, die sich gegen Antisemitismus engagieren. International und in Deutschland tritt Antisemitismus unverhohlen zutage. Dem tritt die Landeskirche entschieden und konkret entgegen. Wir wissen, dass auch der moderne Antisemitismus Wurzeln in christlichen Traditionen hat, und verurteilen antisemitische und antijudaistische Traditionen im Christentum als Irrwege. Ich bin dankbar für viele ehrenamtliche Initiativen und Zeichen der Solidarität von Kirchengemeinden mit Jüdinnen und Juden. Ich wünsche mir noch mehr, und vor allem wünsche ich uns einen langen Atem, denn ihn werden wir brauchen. Die neuen Preisträger der Paul-Gerhardt-Medaille sind angesichts des erstarkten Antisemitismus ein Hoffnungszeichen.“

Gudrun O‘Daniel-Elmen, die sich als Beauftragte für Erinnerungskultur im Kirchenkreis Spandau gegen Rassismus, Antisemitismus und Islamfeindlichkeit seit vielen Jahren engagiert, initiierte zusammen mit der Jugendgeschichtswerkstatt Spandau die Verlegung von zahlreichen Stolpersteinen und die Aufstellung von Gedenktafeln. Dank ihrer Forschung und ihrem intensiven Austausch mit Nachkommen gelingt es ihr immer wieder, die Schicksale jüdischer Familien sichtbar zu machen. „Ihr unermüdliches Engagement für ein friedliches Miteinander bewahrt die Erinnerung an unsere historische Verantwortung“, sagt Harald Geywitz, Präses der EKBO-Landessynode und Laudator der Preisverleihung.

Lauren Leidermann engagiert sich seit Jahren für jüdisches Leben in Görlitz. Sie forscht zur jüdischen Geschichte der Stadt und bringt persönlich wie über ihren Blog die Nachkommen jüdischer Görlitzer in aller Welt zusammen. „Stadtführungen, in denen ein Besuch der Synagoge und auf dem jüdischen Friedhof im Mittelpunkt stehen und ihre differenziert ausgearbeitete Projektarbeit zum Thema in Görlitzer Schulen tragen in besonderer Weise zum gesellschaftlichen und interreligiösen Dialog bei“, so Präses Harald Geywitz.

Das Jugendprojekt „Grüneberg erinnert“ hält die Erinnerung an die überlagerte Geschichte ihres Heimatortes Grüneberg wach. Der Dokumentarfilm zum Holocaustgedenktag ist eines der Projekte der Gruppe zur Aufarbeitung und Erinnerung an das Anfang 1943 geschaffene erste permanente Außenlager des KZ Ravensbrück, in dem viele Frauen Zwangsarbeit in einer Monitionsfabrik leisten mussten. „Nur wer die Vergangenheit kennt und versteht, kann ein Fundament für ein friedliches Zusammenleben in der Zukunft bauen“, erklärt Präses Geywitz in seiner Laudatio.

Mit der Verleihung der Paul-Gerhardt-Medaille an oben genannte Preisträger würdigt die Kirchenleitung stellvertretend auch alle anderen ehrenamtlich tätigen Menschen, die sich in der Landeskirche auf unterschiedliche Weise für jüdisches Leben in Deutschland und gegen Antisemitismus einsetzen.

 

Paul-Gerhardt-Medaille
Mit der Paul-Gerhardt-Medaille ehrt die EKBO Menschen, die sich durch außergewöhnliches kirchliches Engagement auszeichnen. Sie unterstreicht damit die Bedeutung des ehrenamtlichen Dienstes von Christinnen und Christen in den Gemeinden und vielfältigen Einrichtungen der Kirche als Ausdruck des Priestertums aller Gläubigen. Der Theologe und Kirchenlieddichter Paul Gerhardt (1607–1676) verfasste zahlreiche Hymnen, die bis heute in der evangelischen Kirchenmusik bekannt und beliebt sind. Seine Werke zeichneten sich durch tiefe Frömmigkeit und Trost in schwierigen Zeiten aus. Die Lieder des Pfarrers Paul Gerhardt, der auf dem Gebiet der heutigen EKBO gewirkt hat, gehören zum Liedschatz der weltweiten Christenheit.

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